Das ehemalige Ettringer Dampfsägewerk

Im Jahre 1888 übernahm Michael Lang mit seinem Bruder Georg und seinem Vater Johann Martin den Betrieb der hiesigen Dampfsäge, die drei Jahre vorher erbaut worden war. Dieser Anfang war nicht von Glück begünstigt, und man musste verkaufen. Erst im Jahre 1927 kaufte Michael Lang die Säge zurück.

Der zunächst kleine Betrieb mit wenigen Arbeitern an der Tussenhauser Straße wurde besonders nach Kriegsende gefordert. 1945 arbeiteten auf dem Gelände 15 Mann, 1952 wurde ein großer Kessel eingebaut und 1968 der Betrieb grundlegend modernisiert. Dann erfolgte, man kann sagen eine Blütezeit; denn die Säge war damals wohl das stärkste und modernste Werk in der ganzen Umgebung, welches auch viel exportierte. Im Jahr 1972 brach der Export stark ein, sodass zuletzt nur noch für die Papierfabrik gearbeitet wurde. Genau 100 Jahre nach der Gründung musste das Sägewerk schließen, nachdem nur noch acht Arbeiter beschäftigt waren. 1987 brach man alle Gebäude ab und entfernte die maschinellen Anlagen.

Die Gemeinde kaufte den Grund und Boden für 40,- DM den Quadratmeter in der Welfenstraße, um später ein Feuerwehrhaus darauf zu bauen. Weiterhin suchten die Jugendlichen des Dorfes nach einem geeigneten Treffpunkt (…)

(…) Anfang 1992 gestattete die Gemeinde auf dem alten Sägewerkgelände dem Freistaat den Bau eines Aussiedlerheimes mit acht Wohnungen für 75 Personen. Darin sollten deutschstämmige Aussiedler untergebracht werden, die aus Kasachstan und Moldavien nach Deutschland übersiedelten. Gegen Ende des Jahres trafen dann die ersten Russlanddeutschen in Ettringen ein. Die anfangs etwas scheuen Aussiedler lebten sich sehr rasch in die Dorfgemeinschaft ein, hatten doch viele von ihnen in ihrer Heimat ein Häuschen mit einem großen Garten besessen und zum Teil auch Kühe und Schweine gehalten. Häufig wurden drei Generationen einer Familie gemeinsam ausgesiedelt, von denen die Kinder meist erst noch die deutsche Sprache erlernen mussten. Die Nutzungszeit des Übergangswohnheim wurde auf sieben Jahre begrenzt (…)

Text: „Drei schwäbische Dörfer erzählen“ von Dr. Martin Kleint


Aktuell bei Ettringen.info: