Ausgefunkt: 70 Antennen und 30 Türme verschwinden

Die Kurzwellen der Sendeanlage Wertachtal ebben ab: Die komplette Anlage wird zurückgebaut. Das gab der Betreiber, die Telekomtochter Media Broadcast aus Köln, bekannt.

Geschichte des Senders

von Dr. Martin Kleint (Drei schwäbische Dörfer erzählen)

(…) Der Graf verkaufte der Deutschen Bundespost die gesamte Fläche zur Errichtung eines großen und modernen Senders.

Am 26. August 1969 blies ein ehemaliger königlich bayerischer Postillion zu seiner festlichen Grundsteinlegung ins Horn.
Eine Pergamenturkunde wurde in einen Betonklotz eingeschlossen, auf der folgendes stand:
„36 Tage, nachdem der erste Mensch den Mond betrat, am 40. Jahrestag der Gründung der Deutschen Welle, genau drei Jahre vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in München!
Diese Sendestelle soll mit ihren leistungsstarken Fünfhundert Kilowatt-Sendern die Stimme der Bundesrepublik Deutschland in der Welt hörbar machen, um den Hörern im Ausland ein politisches, wirtschaftliches und kulturelles Bild vom heutigen Deutschland zu liefern.“

Das Landschaftsbild im Osten von Ettringen veränderte sich durch die bis zu 125 Meter aufragenden rot weiß gestrichenen 25 Gittermasten erheblich. Zwölf 500 Kilowatt-Kurzwellensender strahlen von hier aus ein deutsches Programm und Nachrichten in vielen Sprachen bis in die entferntesten Länder der Welt.

So schickte die „Deutsche Welle“ seit 1972 besonders in der Zeit des „Kalten Krieges“ ihr Programm schwerpunktmäßig nach Osteuropa, Südosteuropa, Nordamerika, Afrika und Nahost. Ihr Kurzwellenprogramm ging nach Polen, Kroatien, Serbien, Albanien, Rumänien, Bulgarien und die Türkei.

Die riesige Sendeanlage auf dem ehemaligen Pisterhof (200 Hektar) wurde im Jahr 1989 mit einem Aufwand von 100 Mio. DM nochmals auf 16 Sender ausgebaut, damit sie künftig auch der weltweit tätige Radiosender „Voice of America“ mitbenutzen konnte.

Der amerikanische Sender mit Sitz in Washington wollte damit Lücken in seinem Sendenetz schließen. Mit diesem weiteren Ausbau wurde das Programm der Radiostationen auf 750.000 Watt verstärkt. Im Zuge der Erweiterung installierten Techniker Leitungen mit einer Länge von 53 Kilometern. Diese sogenannten Koaxialkabel haben einen Durchmesser von fast 25 Zentimeter, sie leiten die gebündelte Energie der Kurzwellen vom Sender zu den insgesamt 74 Antennen in der Nähe der Sendegebäude. Sendungen über Politik, Wirtschaft, Kultur und Technik sollen, in 34 Sprachen übersetzt, ein lebendiges Bild der Bundesrepublik vermitteln, wie es in der Gründungsurkunde bereits ausgeführt worden ist.

Am 31.12 2006 stellte die „Deutsche Welle“ (DW) ihren Sendebetrieb aus dem Wertachtal ein. Übernommen wurde die Anlage von dem Sendedienstleister „VT Communication“ (VTC) aus Großbritannien. Ab 1.1.2007 gehen 21 Programme von hier aus in alle Himmelsrichtungen, z.B. Radio Miami, Radio Taiwan, Voice of Russia, Democratic Voice of Burma, IBRA Radio Schweden oder Gospel for Asia.

Installiert sind jetzt (2007) 15 Sender, sowie ein digitaler Kurzwellensender mit 250 Kilowatt Sendeleistung. Dieser wird  als „Digital Radio Mondiale“ (DRM) die bisherige analoge Verbreitung ablösen. 18 Mitarbeiter sorgen zurzeit rund um die Uhr für einen reibungslosen Sendeablauf.(…)


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