Der Bau der Ettringer Umgehungsstraße

Ein besonderes Kapitel in Ettringen, was den Verkehr und die Straßen anbelangt, war für den Bürgermeister und Gemeinderat das viel diskutierte Problem: Umgehungsstraße.

Mappa Specialis von 1767

Wir müssen weit zurückgehen, nämlich in das Jahre 1767 da schlug der Geometer Adrian Riedl schon eine Ostumgehungsstraße für Türkheim und Ettringen vor, was aus der „Mappa Specialis“ hervorgeht. Das Original des Planes liegt als Nr. 7696 in der Bayerischen Staatssammlung. Riedl entwarf damals folgende Streckenführung: „von Tyrckheim aus über den Wertach Flus, sodan über verschiedene wisgründ und Weidenschafften, bis dahin, wo solche widerum auf die Alte Landstraß eintrift und sodan nach Hyltefing weiters fortgehet.“ 

In den siebziger Jahren kam dann ein neuer, aktueller Vorschlag auf den Tisch. Jetzt ging die geplante Streckenführung im Westen am Ort in der Nähe des Felderhofes vorbei, die Tussenhauser Straße sollte die Umgehungsstraße kreuzen, um dann schräg bis zur Staatsstraße nach Hiltenfingen halbwegs zwischen Ettringen und Siebnach zu verlaufen. Bald wurde er wieder verworfen und nach kurzer Zeit einigte man sich auf die Osttangente, die südlich die Türkheimer Straße verließ und dann östlich an der Ortschaft vorbeilief bis sie nördlich der Papierfabrik auf die Staatsstraße wieder traf. Die Angelegenheit war so weit gediehen, dass die Gemeinde die Straße ausmessen ließ und in den Flächennutzungsplan aufnahm. 

Geplante UmgehungsstraßeSo weit, so gut. Anfang des Jahres 1998 wurde das öfters aufgeschobene Problem schließlich akut, da der LKW Verkehr der Papierfabrik ein sehr beängstigendes Ausmaß annahm. Hatte man doch nur das Thema auf kleinem Feuer weiter gekocht, ohne dass sich jemand dabei die Finger verbrannte. Den Mund verbrannten sich dann doch etliche, als im Mai 2002 die brisante Angelegenheit ernstlich angepackt wurde. Da gab es einmal die Probleme mit dem zu beachtenden Wasserschutzgebiet und dem des Wiesenbrütergebietes, welches die Naturschutzbehörde mit Zähnen und Klauen verteidigte. Beide mussten unbedingt beachtet werden. Weiterhin mussten Gastwirtschaften, Bäcker und Metzger mit vielleicht beträchtlichen Mindereinnahmen rechnen (Hatten wir nicht schon einmal diese Diskussion vor 200 Jahren in gegensätzlicher Meinung gehabt?). Auf der anderen Seite sollten die Anlieger der Durchgangsstraße Lärm und Staub in ziemlich unerträglichem Maße dulden, ganz abgesehen von der Gefahr der Straßenüberquerung von Kindern, Alten und Behinderten? Als dann im August 2002 eine Bürgerversammlung die Planung offenlegte bildeten sich zwei Parteien, die sich heftig befehdeten. Die Einen wollten die Umgehung und die Anderen wollten zunächst keine, jedoch dann wiederum an einer anderen Stelle. Kurzum es kam zu einem klärenden Bürgerentscheid, bei dem die Einwohner mit 80% für die Umgehung im östlichen Bereich stimmten.

Hier zeigte sich sehr eindrucksvoll der Unterschied zwischen dem Dorfbewohner und dem Städter. Was kümmert groß einen Einwohner einer Stadt, wie der Bürgermeister und der Stadtrat anstehende Verkehrsprobleme löst. Er schimpft wohl über den Stau oder die zu geringe Anzahl an Parkplätzen in der überfüllten Innenstadt, aber dafür wird er nicht aktiv eingreifen. Der aufgeklärte Dorfbewohner hingegen sieht in seinem kleinen umgrenzten Bereich, dem Dorfe, ein gewisses Eigentum, für das er mit verantwortlich ist, egal ob er von irgend einer lokalen Maßnahme betroffen ist oder nicht, hier ist seine Heimat in der er Kraft und Halt findet. Er kennt die Verantwortlichen persönlich und kann sie jederzeit zur Rede stellen. Die Gemeinsamkeit der Dorfbewohner mag manchmal zerrissen werden, letzten Endes aber findet sie sich immer wieder zusammen am Stammtisch, bei Beerdigungen, bei Hochzeiten, bei Straßenfesten oder bei Faschingsbällen und das ist das Schöne am Dorf.
Anfang Februar 2004 erfolgte endlich der heiß ersehnte erste Spatenstich für die Umgehungsstraße. Zunächst begann man mit der Errichtung der Wertachbrücke, nachdem schon seit Dezember 2003 die Zufahrt zu der umfangreichen Baustelle befestigt worden war. Gleichzeitig wurde im Oktober 2004 das alte Straßenstück zwischen der Türkheimer Umgehungsstraße und der Ettringer verbreitert, befestigt und neu geteert.(…)


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