Verstecktes Idyll mitten im Nirgendwo

Etwas abseits, aber sehr idyllisch liegt die Wallfahrtskirche St. Georg in Kirch-Siebnach zwischen Siebnach und Höfen

Etwas abseits, aber sehr idyllisch liegt die Wallfahrtskirche St. Georg in Kirch-Siebnach zwischen Siebnach und Höfen

 

 In Kirch-Siebnach sagen sich Fuchs, Has, Wanderer und Radler gute Nacht -­ Gemütliche Einkehr beim Füchsle-Wirt
Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Frieder

Zugegeben: So ganz versteckt ist der Weiler Kirch-Siebnach nicht, denn die prachtvolle Wallfahrtskirche liegt weithin sichtbar am Hang über dem Wertachtal. Und jede Menge Wander- und Radwege führen direkt daran vorbei. Dennoch ist Kirch-Siebnach immer noch eine Art Geheimtipp, denn es liegt so abseits, dass hier keiner aus Zufall vorbei kommt. Neuerdings kann man beim Füchsle-Wirt wieder einkehren und sogar übernachten. Vielleicht kommen ja dann Fuchs und Has zum Gute Nacht-Sagen vorbei…

Wer es jetzt im Sommer, statt nach Kuba oder in die Karibik zu fliegen, vorzieht, im Lande zu bleiben und sich zu Fuß, per Rad oder mit Inlines fortzubewegen, der wird es nicht bereuen. Auch auf ihn warten Entdeckungen. Zum Beispiel dann, wenn er sich in den Norden des Landkreises aufmacht und den winzigen Weiler Kirch-Siebnach erkundet.

Die Zeit scheint stehen zu bleiben

Die Zeit scheint hier stehen geblieben. Der Wind rauscht in den Bäumen, die Vögel zwitschern, weit drüben fährt ein einsames Auto vorbei. Still liegt der alte Friedhof in der Sonne, überragt von dem malerischen Zwiebelturm der Kirche.

Der Schwäbisch-Allgäuer Wanderweg von Augsburg nach Sonthofen (mit blauem Kreuz markiert) führt hier seit Jahr und Tag vorbei, ebenso der Stauden-Radweg.

Im Zuge der touristischen Erschließung des Landkreises wurden noch weitere „Spezialwege“ installiert und mit Täfelchen versehen, wie der „Stauden-Meditationsweg“ und der Jakobs-Pilgerweg Augsburg-Lindau. Es gibt Tage, an denen die Pilger den Weiler überrennen, aber danach versinkt Kirch-Siebnach wieder in seinen Dornröschenschlaf.

Ein Geheimtipp war lange Zeit auch das unterhalb der Kirche gelegene, über 200 Jahre alte Haus der Vroni Seitz oder, wie sie liebevoll genannt wurde, Füchsle-Vroni. In den einfachen, liebenswert-altmodischen Gästezimmerchen der mütterlichen Vroni konnten müde Wanderer ihr Haupt ins gewürfelte Kissen betten, nachdem sie vorher in der urgemütlichen Stube mit knusprigen Krautkrapfen und hausgemachtem Zwetschgendatschi verwöhnt worden waren.

Am Weihnachtsabend im Jahr 2000 starb die Vroni. Das Haus ging an ihren Neffen Ludwig Seitz, der mit seiner Frau Melanie Gebler nun dort wohnt. Seitz ist Bauleiter, Gebler arbeitet im Bereich Marketing. Beide hatten ursprünglich nicht die Absicht, das Haus weiterhin für Gäste zu öffnen. „Aber es kamen immer mehr Leute, die uns dazu gedrängt haben“, sagte Melanie Gebler. „Schließlich haben wir gesagt, also gut, wir wagen es.“

Behutsam renoviert

Mit der tatkräftigen Hilfe ihrer Familien und Freunde richteten sie das alte Haus behutsam her, bauten um Vronis noch mit Holz beheizten Küchenherd herum eine moderne Küche ein, renovierten die sanitären Anlagen und motzten den Biergarten auf. Im Haus ist es ihnen gut gelungen, die frühere Atmosphäre zu erhalten.

Georg Trübenbacher, früher Koch im Wörishofer Kloster, wirkt jetzt in der kleinen Küche und hat Freude an der neuen Aufgabe. Es gibt Brotzeiten, Bratensulzen, Kässpätzle oder Krautkrapfen und selbst gebackenen Kuchen, ganz in Vronis Tradition.

Dass sich beim Füchsle was tut, sprach sich schnell herum, und bei schönem Wetter treffen sich hier wieder die Ausflügler. „Wir lernen täglich Neues dazu“, gibt Melanie Gebler zu. „Wir sind ja keine Profis, und manchmal geht noch was daneben. Aber es macht riesigen Spaß.“

Ein Erlebnis besonderer Art ist ein Besuch der Wallfahrtskirche St. Georg. Vermutlich war hier einmal der Standort der welfischen Burg Siebeneich, die im 11. Jahrhundert vom Augsburger Bischof zerstört wurde.

Die Einführung der Skapulierbrüderschaft 1666 machte die Kirche zum Ziel einer Wallfahrt. Heute erhebt sich auf einem spätgotischen Rest der Kirchturm mit der malerischen Zwiebelhaube aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Bau geht auf den Ettringer Baumeister Michael Stiller zurück.

Das Einrichtung des Innenraums ist eine gute Leistung einheimischer Handwerker im Stil des Klassizismus. Die Votivbilder zu Ehren der Skapuliermadonna am Hochaltar wurden von Wallfahrern nach Erfüllung ihrer Bitten dargebracht. Sie zeigen naiv-bildhafte Szenen, meist Unfälle oder Krankheiten, und sind Zeugnisse tiefer Frömmigkeit.

So heißt es beispielsweise auf einem der Bilder: „Den 10. Juni 1833 fielen zwey Maurer, Xaver Wagner von hier und Silfest Hölzel von Amberg, von dem hohen Firste der Kirche bis auf den Gottesacker, wurden aber von der Muttergottes wunderbar am Leben erhalten.“

2012 (PDF) „Kirch-Siebnach gibt es jetzt auch im Internet

                    Schlagwort "Kirch-Siebnach" 

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