Aletshofen

Der kleine Weiler Aletshofen wird am 1. Dezember 1259 erstmals erwähnt und ist wahrscheinlich der älteste in der Gemeinde Traunried. Der Name geht auf den Personennamen Adalhart zurück. Deshalb war die frühere Schreibweise Allartzhoven oder Alantshoven. Wie auch Höfen, so liegt Aletshofen am Rande oder zum Teil in der Urmark Erringen/Hiltenfingen bzw. Mänchingen, dem späteren Schwabmünchen.

Um 1200 gehörte zumindest ein Ortsteil den Rittern zu Scherstetten als freieigener Besitz. Denn 1259 verkaufte Bertold von Scherstetten seine Güter in Aletshofen an das Heilig-Geist-Spital in Augsburg. Dabei war auch der Hof, den seine Mutter Luitgard von ihrem Gemahle als Morgengabe erhalten hatte. Im Jahre 1278 verkauften die Dienstmannen von Hurlach den Zehnten zu Aletshofen an das Spital. Einen Anteil daran hatte noch der Kastner auf Schwabegg. Ein versuchter Anspruch des Klosters Steingaden darauf wurde vom bischöflichen Gerichtshof 1285 natürlich abschlägig beschieden.

Um 1400 soll der Weiler nur zwei Höfe besessen haben. Es wird dies das Haus Nr. 40 (Schmid Josef) – Anwesen Nr. 39 (Kögel Albert) gehörte dazu – und Nr. 41 (Eidelsburger Hans) gewesen sein. Die beiden Besitzer dieser Höfe waren dem Salbuch des Spitals Augsburg nach ein Hainz Swinchreist, es war ja das letzte Geschlecht auf der Burg in Siebnach gewesen und ein Hans Jäger.

Etwa 100 Jahre später muss der Hof Nr. 38 (Kögel Martin) dazugekommen sein; denn diese drei Bauern – die Spitalbauern – beschworen 1489, wie die vier Bauern von Höfen, den Landfrieden der Stadt Augsburg.

Trotz der unwegsamen Entfernung gehörte der Weiler eigentümlicherweise zur Pfarrei Scherstetten. Erst 1588 wurde zwischen dem Abt und der Spitalpflege ein Vergleich geschlossen, worin festgesetzt wurde, dass die Weilerleute ihre Verpflichtungen gegen Kirche und Pfründe »für ewige Zeiten als recht einverleibte Pfarrkinder« wahrnehmen sollten.

Kapelle

Luftaufnahme von 1977 Bitte anklicken!

1692 verkaufte das Spital den Weiler mit seinen drei leibfälligen Höfen und einer Sölde mitsamt der Niedergerichtsbarkeit an seinen Schreiber Georg Weiler um 4940 Gulden. Vier Jahre später verkaufte er diese Güter und Rechte mit Gewinn um 5300 Gulden an die beiden Benefizien der Frühmesse und der Kaplanei zu Türkheim. So lesen wir folglich, dass 1818 Aletshofen der Frühmesskaplanei zu Türkheim gehörte und fünf Anwesen zählte mit 28 Einwohnern.

St. Ulrich

Glocke von 1777 Bitte anklicken!

  

Maria mit dem Kind

 

 

 

Im Jahre 2002 wurde östlich der Ortsverbindungsstraße eine Säge gebaut, die im folgenden Jahr ihre Produktion aufnahm.

Die Sorge um Vieh und Feld war von jeher der ständige und düstere Begleiter des Bauern. Dafür mögen folgende Zeilen stehen, die ich einer Familienchronik eines Aletshofer Bauern (Miller Kaspar) entnommen habe. »Im Jahre 1928 hatten wir die Maul- und Klauenseuche. Zwei Stück Großvieh und dr
ei Kälber waren kaputt und im Jahre 1929 war ein ziemlicher Hagelschlag, Schätzungen von 70-90 %. Von da ab sanken die Viehpreise bis zur Hälfte und die Milch ging von 27 Pfennige pro Liter auf 10 Pfennig zurück, die Not wuchs unter dem Bauernstande und erst 1933 bei der Machtübernahme von Adolf Hitler wurde die Landwirtschaft rentabel . . . Dieses alles wurde gemacht nicht aus Liebe zur Landwirtschaft, sondern war Mittel zum Zweck. Adolf (Hitler) wollte die Ernährung im eigenen Lande sichern, denn sein Ziel war der Krieg.«

Und vom Einmarsch der Amerikaner in Aletshofen schreibt der Chronist weiter. »Am 26. April 1945 gegen drei Uhr nachmittags erreichte die amerikanische Vorhut Forsthofen, bald darauf schossen sie mit einem Sturmgeschütz nach Aletshofen. Gegen halb sieben kam der erste Panzer über den Föhrenberg und fuhr über Unterhöfen hinaus, da sahen sie unter Aletshofen ein Fahrzeug deutscher Wehrmacht und eröffneten sofort das Feuer. Der Durchzug der Panzer und sonstiger Fahrzeuge dauerte die ganze Nacht an. Früh gegen neun Uhr kam eine Abteilung nach Aletshofen und besetzte dieses. Auf der Wiese vor unserem Haus standen zwei Panzer, beim Schmid standen wieder zwei Stück, einer fuhr in unseren Baumgarten und einer war auf dem Hungerberg, einer stand auf dem Gerstenschlag im Weiherle. (Es lag südlich auf halber Höhe zwischen Aletshofen und der Straße Forsthofen – Höfen.)

Die Begleitmannschaft nahm Quartier in den Wohnungen, die Herrn legten sich ins Bett mit ihren Schmutzstiefeln. Die meisten waren anständig, doch ließen sie beim Abmarsch, welcher um ein Uhr erfolgte, Kleinigkeiten als Andenken mitlaufen. Der Dreck in der Wohnung und in den oberen Zimmern war groß. Man ging sofort ans Reinemachen und glaubte, es wäre alles vorüber. Nachdem alles ausgemistet war, setzte am zweiten Tag Regen ein, und gegen Mittag kam eine Abteilung Infanterie auf Lkw zum Abkochen. Wir hatten ungefähr 60 Mann im Haus, der ganze Hofraum stand voller Fahrzeuge. Paarweise kamen sie zur Haustüre und gleich die Stiege hinauf, kochten ab, erbrachen die Konservengläser, kehrten das ganze Haus um und stahlen, was ihnen passte, Uhren, zwei Ferngläser, das Rauchfleisch aus dem Kamin und die Eier vom Keller und Hühnerhaus. Überall machten sie Feuer, im Stall, im Schupfen, im Vordach und in der Scheune. Ich war keinen Augenblick sicher, wenn nicht das Haus in Flammen aufgeht. Wir wurden aus dem Hause gejagt und waren in der Backküche. Nach ungefähr zwei Stunden kam das Signal Sammeln und Abmarsch. Nachdem die Fronttruppen durch waren, kamen die Zivil-Ausländer und Zuchthäusler. Sie raubten, erpressten und machten Einbrüche, erst nach einem Jahr trat Ruhe ein.«

Könnten diese Sätze nicht schon 300 Jahre vorher geschrieben worden sein? War es nicht ähnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, im 30jährigen Kriege gewesen? Aletshofen, ein kleiner Weiler, steht für vieles in unserer Heimat.

Der im Jahr 1926 gegründete Obst- und Gartenbauverein Traunried legte 2001 zwischen Aletshofen und Höfen einen „Allgäu – Schwäbischen Kulturpflanzgarten“ an, in dem z.B. verschiedene Kürbissorten (85 Sorten) oder Kartoffeln (170 Sorten) angebaut werden, wie auch alte Gemüsesorten und alte Getreidesorten aus aller Welt.

<< Inhaltsverzeichnis >>