Die Russisch-Orthodoxe Kirche in Ettringen

Die Russisch-Orthodoxe-Kirche in Ettringen

Die Geschichte der ehemaligen evangelischen Kirche in Ettringen

Ettringen war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ein rein katholisches Dorf. Jedoch geht die Geschichte der evangelischen Gottesdienste der Türkheimer Kirchengemeinde und dazu zählt auch Ettringen bis in die unruhige Zeit der Reformation zurück; denn schon 1576 fanden in der seinerzeitigen Herrschaft Angelberg, zu der die Orte Tussenhausen, Zaisertshofen und Mattsies gehörten evangelische Gottesdienste statt. Die rigorose Gegenreformation beendete Anfang des 17. Jahrhunderts diese bescheidenen Anfänge.

Erst um 1860 herum lebte der evangelische Zweig des Christentums hier wieder auf. Aus Württemberg wanderten protestantische Schäfer, Schnitter und Taglöhner in unser Gebiet ein. Sie wurden im Laufe der Zeit in den Dörfern sesshaft, kannten allerdings kaum einen geeigneten Sammlungsort ihrer evangelischen Glaubenszugehörigkeit. Endlich, im Jahre 1864, hielt die kleine Mindelheimer Evangelische Diaspora ausgerechnet im aufgelassenen Jesuitenkloster ihren ersten Gottesdienst ab. Dies betraf aber bis zum Jahre 1891 nicht den Türkheimer Sprengel, da er damals zur Pfarrei Langerringen gehörte, welches überwiegend evangelisch war. Im Jahre 1894 wurden schließlich die Türkheimer Protestanten in die Filialgemeinde Mindelheim umgepfarrt. Sie wurden jetzt von einem Reiseprediger betreut, dem späteren Dekan Gustav Müller, der mit Pferd und Leiterwagen die Mitglieder seiner weitverstreuten Gemeinde in den Häusern taufte und konfirmierte.

Nach dem ersten Weltkrieg nahm die Zahl der Evangelischen im Türkheimer Gebiet zu, sodass auf Initiative von Kirchenrat Müller eine Gottesdienststation eingerichtet wurde. Die Chronik berichtet: „Der Sitzungssaal des Amtsgerichtes Türkheim (Schloss) wurde der evangelischen Gemeinde freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Dort fand am Sonntag Quasimodogeniti, 8. April 1923 der erste evangelische Gottesdienst, verbunden mit Beichte und Feier des heiligenAbendmahls statt.“ Schon am 13. Mai1923 wurde der „Evangelische Verein Türkheim e.V.“ gegründet. Dieser erwarb vor dem zweiten Weltkrieg ein Harmonium und ein Grundstück für eine künftige eigene Kirche. (1927)

Die ehemalige evangelische Kirche (Auferstehungskirche)

Bis der erste Gottesdienst in der eigenen Kirche abgehalten werden konnte, fanden die Zusammenkünfte, wie gesagt zuerst im Amtsgericht, später dann im Rathaus und in der ehemaligen landwirtschaftlichen Berufsschule statt, und seit 1949 in der katholischen Pfarrkirche. Die evangelische Kirchgemeinde Türkheim/Ettringen war bis zum 31. Januar 1953 lediglich eine Amtsaushilfsstelle und wurde als Vikariat jetzt unter der Verwaltung von Bad Wörishofen geführt, zählten doch in Ettringen nur der Förster, der Schäfer im Schafstadl und eine Bäuerin vor 1945 zu den evangelischen Gemeindemitgliedern. Am 17.5.1962 wurde das Vikariat zur Tochterkirchengemeinde von Bad Wörishofen und am 1.8.1962 zum Exponierten Vikariat erhoben. Erst seit dem 4.7.1966 ist Türkheim selbstständiges Pfarramt, dem Ettringen untergeordnet wurde.

Infolge des enormen Zuzugs vieler Heimatvertriebener beider Konfessionen in den Jahren 1945/46 wuchs die evangelische Gemeinde derart an, dass man zunächst in Türkheim ein Gotteshaus baute, welches am 29.7.1956 als „Heilig Geist Kirche“ eingeweiht werden konnte.

Natürlich keimte ebenfalls im sich vergrößernden Ettringen der große Wunsch ein eigenes, wenn auch kleines Gotteshaus zu errichten und zu besitzen, der dann durch den damaligen Vikar Dr. Künneth in die Tat umgesetzt wurde. Nachdem die Ettringer Gemeinde mit einer noblen Geste unter dem damaligen Bürgermeister Alois Hartmann, den gut geeigneten Platz am Eingang zum neuen Friedhof unentgeltlich der evangelischen Kirchgemeinde abgetreten hatte, erfolgte an Christi Himmelfahrt 1963 die Weihe der „Auferstehungskirche“, die „kleinere Schwester von St. Martin.“ Bis zu diesem Zeitpunkt besuchten die Gläubigen entweder ihren Gottesdienst in der Türkheimer Kirche oder sie fanden sich aller 14 Tage in einem Raum unter der alten Turnhalle in Ettringen zum Gottesdienst zusammen.

Im Jahre 1970 zählte Ettringen 136 protestantische Einwohner, deren Zahl allmählich durch den Zuzug in den neuen Baugebieten und die Ansiedlung Russland-Deutscher bis zum heutigen Tage zugenommen hat.

Für sie rufen alle 14 Tage die drei hellen Glocken vom geschindelten Turm zum sonntäglichen Gottesdienst. Sie wurden gegossen von der Firman Karl Czudnochowsky in Erding /Obb.
Die Glocken künden: Ton g: „Nun aber ist Christus auferstanden.“ Ton a: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“ Ton c: „Wachet, steht im Glauben, seid männlich und seid stark.“ Ton d: „Erhebet eure Häupter, darum, dass eure Erlösung naht.“
Den Auftrag für die Planung der Kirche erhielt der Münchner Architekt Alfred Gürtner.

Bei der Grundsteinlegung am 25.11.1962 steht folgende Passage in der Urkunde: „So darf die Evangelische Kirche unserer Tage hier wie andernorts in der Bundesrepublik dankbar bezeugen, dass in aller weltanschaulichen und politischen Zerrissenheit und Problematik des öffentlichen Lebens, ihre Arbeit in seltener Freiheit geschieht und sie das Wohlwollen des Staates genießt…“ Der biblische Lehrtext für „den Tag des Neuanfangs“ lautet: Wir wissen, dass der. der den Herrn Jesus hat auferweckt, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch! (2.Kor. 4,14) Der Text der Urkunde endet: „So möchte auch hier in Ettringen, die neue Weltschöpfung, die Gott in der Auferstehung des Herrn begründet hat, in den Menschenseelen ihren Anfang nehmen und ihrer Vollendung entgegen eilen.“

Für die evangelische Ettringer Gemeinde waren folgende Türkheimer Pfarrer zuständig:

1945 – 1950 Pfarrer Schaudig
1950 – 1953 Vikar Starck
1955 – 1960 Vikar Bosswick
1960 – 1966 expon. Vikar Dr. Künneth
1966 – 1973 Pfarrer Bezzel
1973 – 1996 Pfarrer Linke
1996 – 2002 Pfarrer Frank
2002 – 2010 Pfarrerin Birgit Sels
2010 – 2012 Pfarrer Klaus Förster
© Copyright/Herausgeber: Dr.Martin Kleint, Michael Wolf, Dr.Julian Wolf

 


Die Russ. Ortho. Kirche in Ettringen

Die Russ. Ortho. Kirche in Ettringen

 

27.03.2012
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