Die Welfenzeit in Siebnach

Wie in Ettringen, so gehörten auch in Siebnach die Güter den Welfen. Sie errichteten sogar eine höchstwahrscheinlich hölzerne Burg in Kirchsiebnach um das Jahr 1070 herum. Hier erhebt sich die Frage: Wo hat dieses Trutzgebäude gestanden? Allgemein wird angenommen, dass es auf dem Kirchbühl sich erhoben hat. Wahrscheinlich fanden sich hier noch Mauer- und Gesteinsreste der Römer, die man zum B

Urkunde

Urkunde

au der Grundmauern verwenden konnte. Natürlich war die sogenannte Festung nur eine kleine, bescheidene Burg mit vielleicht 20 oder 30 Mann Besatzung, deren Größe nicht über die der jetzigen Kirche hinausgegangen sein mag.

Lange erfreuten sich die Welfen allerdings nicht dieser Burg; in den Jahrbüchern von Augsburg finden wir folgende Aufzeichnung unter dem Jahr 1083:

„Castrum quoddam in Sibeneich a praedonibus constructum, ab antistite Sigefrido et a Friderico et comite Ratpotone, Deo donante, sine dampno suorum 6. Idus Augusti incensum est atque destructum. Plurimi ex ad versariis igne sunt consumpti, plures occisi aliqui in custodiam et in vincula sunt traditi…“ Die Übersetzung lautet: „Eine gewisse Burg in Sibeneich von Räubern aufgerichtet, wird von Bischof Sigefrid, dem Herzog Friderich und dem Grafen Ratpoto am 8. August angezündet und zerstört. Sehr viele der Gegner kamen im Feuer um, mehrere wurden getötet, einige in Kerker und Bande geworfen.“ (s. Sturm: „Die ersten schriftlichen Erwähnungen Ettringens.“)

 

Bei den Genannten handelte es sich um den Bischof Siegfried von Augsburg, dem Schwabenherzog Friedrich und dem Grafen Rapoto von Vohburg.

Mit dieser Begebenheit und mit diesem Datum tritt Siebnach namentlich und urkundlich in die Geschichte ein. Anscheinend hatte Welf IV. räuberische Überfälle von hier aus besonders auf die vorbeiziehenden Augsburger Fuhr- und reichen Handelsleute unternommen. Aus einer anderen Meldung müssen wir schließen, Welf habe auch Leute des Augsburgischen Hochstifts, die als Patronin die Heilige Maria verehrten, überfallen. (»Herzog Welf tötete einige der Familie Mariens, die er aus dem Hinterhalt festgenommen hatte, andere von ihnen wurden geblendet.«)

Schließlich hatte Welf IV. im Jahre 1077 das Herzogtum Bayern wieder abtreten müssen, da er auf der Seite des Papstes stand. Verletzter Stolz, gekränkte Eitelkeit mögen die Wurzeln für das grausame Vorgehen des Welfen mit gewesen sein. Im Jahre 1084 wendete sich das Blatt. Bischof Siegfried wurde von den Kriegsleuten des Welfen durch eine List gefangengenommen und abgeführt, sein Palast wurde ein Raub der Flammen wie auch die drei Kirchen Petrus, Laurentius und Michael in Augsburg.

<< zum Inhaltsverzeichnis >>