Die Geschichte von Forsthofen

 
Man schrieb das Jahr 1441 als im Mänchinger (Schwabmünchner) Dorfbrief Forsthofen das erste Mal erwähnt wird. Das Hochstift zu Augsburg besaß vier Forsthöfe in unserer Gegend, in Forsthofen, Guggenberg, Birkach und in Münster. Forsthofen bestand somit im Mittelalter aus einem einzigen, dem Hochstifte gehörigen »Vorsthofe«, der dem Amann in Mänchingen unterstand. Dieser Forsthof besaß 1498 ein Badstüblein, Äcker, Mähder und Holz, außerdem gehörte ihm das Fischrecht in der Schmutter. Besitzer waren damals Peter und Hans Ploß, Vater und Sohn. Die beiden hatten den Holzhey über die bischöflichen Waldungen inne, es waren die Wann, nördlich des Weilers, und die Elmau, westlich davon gelegen.

Dieser erste Forsthof dürfte an der Stelle des Anwesens Nr. 33 (Zink Jürgen) gestanden haben, dem Barthlbauerhof, dessen altes Wohnhaus im Herbst 1990 abgerissen und im Jahre 1991 wieder neu erbaut wurde.

1667 wurden bereits drei Höfe genannt, die steuer- und gültpflichtig an das Hochstift in Augsburg waren. Auch hier kam es mit der Schwabegger Herrschaft zu hoheitsrechtlichen Streitigkeiten. 1740 wurde festgestellt, dass die drei Höfe zu Forsthofen der Herrschaft zu Schwabegg nur in der hohen Gerichtsbarkeit zustanden, dass das Hochstift die Grundbarkeit und das Niedergericht über die leibfälligen Höfe innehatte, streitig seien jedoch die Reichsbesteuerung, die Nachsteuer, die Dienstbarkeit und die Erbhuldigung. Und da mit den Schwabeggern bzw. jetzt mit der kurbayerischen Verwaltung von jeher nicht gut Kirschen essen war, überließ das Augsburger Hochstift 1785 vielleicht resigniert endgültig den Weiler dem bayerischen Kloster Steingaden, was ja ein ziemlich einnehmendes Wesen hatte.

Luftaufnahme 1977

Luftaufnahme 1977

Die drei genannten Höfe waren die jetzigen Anwesen Hausnummer 30 (Kugelmann Joachim), der Klausenbauer Hausnummer 32 (Rist Bruno), der Rechenmacherhof zu dem das Anwesen Nummer 31 gehörte – es handelte sich hier um den ehemaligen Schafstall – und der Hof Nr. 33, der vorher schon aufgeführt worden ist, ihm gehörten die Höfe Nr. 37 (Laimer Ruppert), Nr. 34 – das ehemalige Austragshaus – und Nr. 35 (Kost Roland). Diese genannten Höfe hatten 1818 21 Bewohner.

Blumenschmuck in Forsthofen

Blumenschmuck in Forsthofen

Im Haus Nr. 35 befand sich eine Gastwirtschaft „Zur Krone“, in der sich allabendlich Forsthofner, Traunrieder, Schwabegger und Scherstetter aus allerlei Berufen zu einem Bier und einer kurzen, jedoch manchmal auch lauten Unterhaltung zusammenfanden. Zum Leidwesen vieler Wirtshausfreunde schloss die Wirtschaft im Jahre 1997.

Nach 1870 musste der damalige Klausenbauer 49 Tagwerk Wald für 12 000 Gulden an den Juden verkaufen, der ihn dann an die Stadt Augsburg weiterverkaufte, die damit ihren umfangreichen Waldbesitz vergrößerte. In der Wanne wurden in den Jahren 1865 bis 1913 insgesamt an die 30 ha Bauernwald verkauft, am Seifriedenberg/Forsthoferwald waren es in den Jahren 1884/1901 etwa 18 ha; denn 1884 kaufte die P. Hospitalstiftung Augsburg von dem Ökonom Dominikus Mair aus Siebnach 0,294 ha Wiese und 9,351 ha Waldung zum Kaufpreis von 4100,- Mark, wie auch von dem Bierbrauer Josef Angele aus Mittelneufnach 4,473 ha Wiese und 2,382 ha Wald zum Kaufpreis von 2900,- Mark.

Viel Kopfzerbrechen machte den örtlichen Kommunalpolitikern 1983 ein Antrag einer Inninger Firma westlich von Forsthofen 60.000 Kubikmeter Lehm pro Jahr abbauen zu wollen. Hiltenfingen und Schwabmünchen befürchteten sogleich einen starken LKW-Verkehr und sperrten sich gegen das Vorhaben mit aller Macht. Ebenso sah die ängstliche Naturschutzbehörde diesem überraschenden Ansinnen nicht mit besonderer Freude entgegen, da sie den dichten Waldgürtel und das stille Schmuttertal in ihrem Ursprung erhalten wollte. Da die in Frage kommenden Grundstücke sowieso der Stadt Augsburg gehörten, fühlte sich der Landkreis und die Gemeinde Ettringen nicht weiter betroffen. Nun, nach längerem Hin und Her fuhren die schweren Lastwagen mit Lehm beladen nach Inningen, was den Forsthofnern nicht zum Schaden gereichte.

Nördlich Forsthofens lag der Schindanger mitten im Walde, etwas östlich der Stelle, an der viele Jahre lang jeweils an einem Sommersonntag das Traunrieder Waldfest hoch über der Wertach- und Lechebene abgehalten wurde. Diese weithin sichtbare Waldecke wurde stark durch einen verheerenden Sturm in den 90er Jahren zerzaust.

In diesem Zusammenhang sei hier eine kleine Begebenheit mit angeführt, die sich vor über hundert Jahren ereignet haben soll. Im ehemaligen Armenhaus in Traunried, welches östlich der Käsküche, dem jetzigen Schützenheim lag, und 1976 abgebrochen wurde, hatte sich ein Mann erhängt. Früher jedoch durften Menschen, die freiwillig aus dem Leben geschieden waren, nicht kirchlich beerdigt werden. Man vergrub sie still in einer Ecke des Friedhofes. So sollte es auch in diesem Falle geschehen. Der Tote lag im Armenhaus aufgebahrt, um am nächsten Morgen, noch ehe die Sonne richtig aufgegangen war, beerdigt zu werden. Wie erschraken die Angehörigen am Morgen, als sie nur mehr den leeren Sarg vorfanden, die Leiche blieb unauffindbar. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, dass der Arme auf dem Schindanger vergraben worden sei. Niemand forschte in dieser Angelegenheit weiter nach. Wer wollte sich auch zu jener Zeit um einen Menschen kümmern, der Hand an sich gelegt hatte?

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