Auf der rechten Seite vom Haupteingang des Friedhofs stand ein kleineres Haus, welches in den 90er Jahren abgebrochen wurde. Westlich davon befindet sich der frühere Bauhof und der ehemalige Notschlachtungsraum.
Da das Schlachten von Schweinen und Kühen in den Stadeln nicht immer sauber vonstatten ging und am Kotelett oder am Rumpsteak Heu oder alte Spinnweben hängen konnten, gründeten die Ettringer Bauern in den 60er Jahren eine Notschlachtungsgemeinschaft.
Sie richteten in der großen Bauhofgarage einen Schlachtraum her mit einem größeren Kühlraum und einem Zerlegungsraum. Diese Einrichtung wurde sehr gern angenommen, zumal Freibankfleisch, also Fleisch von Tieren, welches im Genusswert herabgesetzt war, jetzt auch von der nicht bäuerlichen Bevölkerung zu einem billigen Preis gern gekauft wurde.
Das Fleisch der Schlachttiere, die zumeist krank waren, oder einen Unfall hatten, wurde bakteriologisch untersucht, ebenso wurden Koch- und Geschmacksproben durchgeführt. Somit war der Verzehr des Fleisches unbedenklich. Die Freibank mag an die vierzig Jahre sehr frequentiert worden sein, jedoch hat es nie Schwierigkeiten gegeben.
Im Jahr 1972 begann man mit den Schlachtungen. Zunächst waren es in diesem Jahr 20 Stück Großvieh, 6 Kälber und 15 Schweine. Dies steigerte sich dann besonders in den Jahren zwischen 1979 und 1994, mit einem Höhepunkt im Jahr 1985, wo allein 117 Stück Großvieh in der Freibank geschlachtet wurden. Bis zum Jahre 2008 gab es in diesem kleinen Anbau mit Zerlegungs- und Verkaufsraum, sowie dem Kühlraum insgesamt 2711 Schlachtungen, wobei 58 sogenannte Hausschlachtungen zu verzeichnen waren.
Da der amtierende Metzger Rid bereit war zu jeder Tages- oder Nachtzeit Tiere zu schlachten – auch am Heiligen Abend, wenn es sein musste – lief das Geschäft so gut, dass eines Tages sogar die Justizvollzugsanstalt von Landsberg für ihre Häftlinge ganze Kuhhälften abholte. Dass der Fahrer und sein Begleiter Mörder waren, wie sie das auch ungeniert zugaben, interessierte den guten Rid wenig.
Er war immer froh, wenn wieder ein Tier aus dem Kühlhaus herauskam, da vom ganzen Umkreis, bis nach Immelstetten und Gennach Notschlachtungen angeliefert wurden.
Infolge neuerer strengerer Gesetzgebung musste der Betrieb in der St. Martin-Straße eingestellt werden. Überdies ließen auch die Kräfte beim Notschlachtungsmetzger allmählich nach, sodass er eigentlich am Ende froh war, nicht mehr schlachten zu müssen.
Leider erlitt er bald darauf einen Schlaganfall der ihn ans Bett fesselte bis er im Jahr 2007 durch den Tod von seinen Leiden erlöst wurde.
Text: Dr. Martin Kleint „Drei schwäbische Dörfer erzählen“