Die Wendelinskapelle in Traunried

 

Wendelinskapelle

Wendelinskapelle

 

Teilte Traunried die Kirche mit den Siebnachern, so besaß es doch schon vorher eine kleine Kapelle. Sie erhob sich wahrscheinlich an der gut sichtbaren Stelle, an der heute das alte, verwitterte Wegkreuz am alten Kirchweg mit der hinweisenden Bezeichnung auf dem »Kapellenberg« steht.
Doch nun noch einmal zurück in das Jahr 1712, dem Baujahr der herrlich gelegenen Wendelinskapelle, die mit einer Messlizenz ausgestattet wurde. Etwa zehnmal im Jahre wird hier die Heilige Messe gefeiert.

 

 

 

Luftaufnahme von 1977
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1819 wurde die Kapelle wieder hergestellt, nachdem sie im Zuge der Säkularisation profanen Zwecken zugeführt worden war. Der Altar stammt aus der Zeit um 1720/30.

Altartisch

Altartisch

Altar
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Im Jahre 1981 wurde die Außenfassade der Kapelle renoviert, wie bereits berichtet. Sie bekam einen gelben Anstrich mit einem rotbraunen Helm, nachdem sie vorher mit weißer Farbe gestrichen gewesen war und der kleine Turmhelm eine weißgraue Farbe gehabt hatte. 1990 erneuerte man den schadhaften Fußboden in der Wendelinskapelle.

1996 beteiligte sich Traunried an einem Bezirks-Dorfwettbewerb unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden.“ Es erhielt dabei einen ersten Platz mit dem Prädikat „Hervorragend“. Natürlich war man im Ort sehr stolz, dass man unter den vielen beteiligten Gemeinden einen so sehr beeindruckenden Platz an vorderster Stelle eingenommen hatte.

Im Dezember 2003 erfolgte endlich der erste Spatenstich für die Bauarbeiten zur Erstellung einer Niederdruckentwässerungsanlage, 2005 erfolgte schließlich der endgültige Anschluss an die Ettringer Kläranlage. Die Kostenschätzung für das Projekt lag bei 1,6 Mill €, inclusive der dafür erforderlichen Pumpstation in Oberhöfen. Bereits 30 Jahre lang war immer wieder im Gemeinderat über das Traunrieder Abwasserproblem diskutiert worden, da die Entwässerung der einzelnen Weiler sehr problematisch ist.

Nach dem Kriege feierte der ganze Weiler das Patroziniumsfest, den Wendelinstag (20. Oktober), mit einer eindrucksvollen Pferdesegnung. Aus weitem Umkreis kamen bis zum Jahre 1959 oft über hundert Pferde frisch geputzt, mit blinkendem Zaumzeug und glänzendem Geschirr zur feierlichen Segnung. Viele Zuschauer drängten sich auf der Wiese oberhalb der Kapelle, wenn die Geistlichkeit hoch zu Ross unter dem braunroten Vorhang der herbstlichen Kastanienbäume in das Rund einritt. Wiehernd und stampfend standen die schmucken Pferde auf der betauten Wiese, schon aus den Nüstern in der dunstig nebligen Witterung dampfend, während die Sonne den ziehenden Herbstnebel mit ihren milchigen Strahlen langsam zerteilte. Klar und deutlich füllten die Worte des Geistlichen die Runde beim feierlichen Hochamte, sie drangen hinüber bis zum Kapellenberge und ringsum weit in die herbstliche Flur, die einstens Traunrieder in harter Arbeit gerodet und kultiviert hatten.

Hl. Wendelin
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„Drei Schwäbische Dörfer erzählen“ von Dr. Martin Kleint
Fotos: Michael Wolf / Dr. Kleint