Im November 1903 wurde mit der Milchannahme und der Produktion von Butter und Weichkäse begonnen, nachdem 55 Mitglieder am 29.1.1903 eine Genossenschaft unter dem Namen „Dampfmolkerei Ettringen“ gegründet hatten.
Die erste Milch wurde für 10 Pfennige je Liter vom Mitglied abgenommen und 50 Kilo Butter wurden für 127 Goldmark verkauft. Infolge finanzieller und anderer Unstimmigkeiten spaltete sich ein Teil der Milchlieferanten ab und es gründeten weitere 31 Bauern am 12.5.1912 ebenfalls eine zweite Molkereigenossenschaft im heutigen Gemeindeamt.
Mündlich wurde mir von älteren Ettringern vor Jahren in diesem Zusammenhang erzählt, dass die täglich angelieferte Milchmenge in der ersten Molkereigenossenschaft mit Kreide an eine Tafel geschrieben worden ist. Dabei soll der Dampf, der in der Käsküche sich immer, besonders im Winter ausbreitete teilweise die Schrift gelöscht, zumindest schlecht lesbar gemacht haben. Hierüber erbosten sich etliche Mitglieder zu Recht, und sie sollen infolgedessen auf eine zweite Genossenschaft gedrungen haben. Der Initiator hieß Magnus Strauß und der seinen Hof zunächst in der Tussenhauser Straße 2 besaß. Er zog dann in das Anwesen auf der Ecke Haupt- Siebnacher Straße, welches einem Giggl gehörte, der den bisherigen Strauß’schen Bauernhof in der Tussenhauser Straße übernahm. Der Gigglhof brannte ab und konnte nicht mehr aufgebaut werden. Diese Landwirtschaft kaufte daraufhin ein Sirch der aus Türkheim zuzog.
Da gemeinsam vieles besser geht, vereinigten sich 10 Jahre später die beiden Genossenschaften und erweiterten 1929 das Molkereigebäude gegenüber dem jetzigen „Gelben Haus“ (St.-Martin-Straße 1). Allerdings seien auch hier die Folgen der Inflation kurz erwähnt; denn im Oktober 1922 wurde der Preis für Frischmilch auf 35 Mark pro Liter festgesetzt. Den absoluten Höhepunkt der anflutenden Inflation finden wir im Protokollbuch unter dem 9. März 1923. Hier stehen Einnahmen von 26.256.346,60 Mark Ausgaben von 25.914.639,49 Mark gegenüber.
Von 1919 bis 1948 wurde der Betrieb an verschiedene Pächter verpachtet. Durch den starken Flüchtlingszustrom nach dem Zweiten Weltkrieg in unserem Dorf scheint auch die Nachfrage nach Frischmilch Sahne und Käse so zugenommen haben, dass 1948 der Käser Clemens Weber „auf Überlassung von Milch und Molkereiprodukten zwecks Gründung eines Milchgeschäfts“ auf der Ecke Augsburger- und Watzmannstraße die Vorstandschaft bat.
Im Jahre 1977 stimmte nochmals die Mehrheit für eine Weiterführung der Genossenschaft in eigener Regie zu. Das ging noch bis zum April 1989, wo man die Produktion gänzlich einstellte und die meiste Milch vom Hof mit einem Tankwagen abholte. Zählte im Jahre 1957 die Genossenschaft noch 121 Mitglieder, so brachten lediglich nur noch 14 von 38 Landwirten im Jahre 1977 in kleinen zweirädrigen Karren das Gemelk ihrer Kühe zur Molkerei. Das war immerhin noch ein Drittel der 12.000 Liter Milch die in Ettringen täglich anfielen. In einer Sitzung am 19. Mai 1989 entschied man sich als Milchaufkäufer für die Molkerei Wiedergeltingen.
Schließlich, am 30.11.1991 schloss die Molkerei ihre Pforte; damit ging ein großes Stück dörflicher Geschichte zu Ende. Das Molkereigebäude wurde um eine Summe von 280.000,- DM an eine Familie aus Gennach verkauft.
Quelle: Drei schwäbische Dörfer erzählen von Dr. Martin Kleint