Dialekt von „Mueters Moul“ bis „Vaters Riesl“

Foto Mindelheimer ZeitungSchwäbisches Wörterbuch jetzt in zweiter Auflage erschienen – Rund 4 000 Mundartausdrücke Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Frieder

Ettringen. Was tut eine Mutter, deren drei Kinder langsam selbstständig werden und der vormittags zuhause die Decke auf den Kopf fällt, weil Putzen und Kochen allein sie nicht ausfüllen? Genau – sie sucht sich eine Arbeit. Nicht jede Frau findet dabei ein so originelles Betätigungsfeld wie Brigitte Schwarz.

Die geborene Ettringerin, die heute in Edelstetten bei Neuburg an der Kammel lebt, hat ein schwäbisches Wörterbuch mit Dialektwörtern aus Ettringen und Umgebung geschrieben.
Titel: „Mueters Moul ond Vaters Riesl“.Foto Mindelheimer Zeitung

Es war im Erscheinungjahr 1995 schnell vergriffen und liegt mittlerweile bereits in der zweiten, unveränderten Auflage vor. Das fest gebundene Buch beinhaltet auf 245 Seiten rund 4000 Mundartausdrücke und Beispielsätze, die nach verschiedenen Sachgruppen geordnet sind.

„d`Spenewete“
So findet sich beispielsweise unter dem Stichwort „Körperteile“ der Satz „Dees Kend haut feschte Bake“ (Das Kind hat dicke Backen) oder unter dem Stichwort „Landwirtschaft“ das Beispiel „d‘ Mil en d’Kääskuche faare“ (Die Milch zur Molkerei fahren). Unter „Natur“ steht „Gang nous en de Staadl ond keer d’Spenewete raa!“ (Geh hinaus in die Scheune und kehre die Spinnweben herunter); unter „Essen und Trinken“ liest man „Heit haut die Supe koin Doe“ (Heute ist die Suppe nicht gut gewürzt).
Viele Ausdrücke und Wörter sind dabei, die nur noch von alten Leuten benutzt werden. Mit der älteren Generation droht eine große Anzahl von Mundartausdrücken zu sterben, was für die Autorin ein Grund war, sie in ihrem Buch mit genauer Aussprache und Bedeutung festzuhalten.
Aber wie kommt man zu einer so ausgefallenen Aufgabe? Brigitte Schwarz hat an der Universität Augsburg zunächst Germanistik studiert und danach drei Jahre lang an einem Forschungsprojekt zur Erstellung eines Sprachatlasses für Bayerisch-Schwaben mitgearbeitet.

Ihr Professor, Dr. Werner König, regte das Dialekt-Wörterbuch an, und sie machte sich begeistert an die Arbeit. „Wer mit dem Dialekt aufgewachsen ist, der sollte ihn pflegen“, sagt Schwarz. „Für mich bedeutet Mundart Heimat, es ist die Familiensprache.“ Obwohl sie – ebenso wie ihre Kinder – das Hochdeutsche beherrscht, wird in der Familie ausschließlich Dialekt gesprochen.

Vorbilder
Ihre Vorbilder sind unter anderem Poldl Schuhwerk und Erwin Holzbaur, der im Maristenkolleg ihr Lehrer war. Heute arbeitet sie im Auftrag der Uni Augsburg an einem weiteren Wörterbuch für ganz Bayerisch-Schwaben mit.
Ein hübscher Zufall am Rande ist die Tatsache, dass die zarten kleinen Zeichnungen im Buch von einer Ambergerin stammen. Birgit Kiening hat während ihrer Ausbildung zur Grafik-Designerin mit Brigitte Schwarz zusammen eine WG bewohnt und war gern bereit, das Buch der Freundin zu illustrieren.

 


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