Blick zurück: Lehrerausflüge in den 80ern

Ja, wo laufen sie denn? Wenn sie sich nur nicht verlaufen!
              

Jeder gut geführte Betrieb veranstaltet einmal im Jahr einen Betriebsausflug. Ein „Gstudierter“ würde sagen: „Eine solche Veranstaltung stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und verbessert die sozialen, zwischenmenschlichen Kontakte zwischen Individuen.“ Was uns einen Lehrerausflug so attraktiv erscheinen läßt, ist die Tatsache, daß meist die Schule ausfällt (wenigstens ein Teil) und daß es uns Spaß macht. Deshalb vernahm man folgende Durchsage, die meist im Herbst im Schulhaus zu hören war, mit besonderem Entzücken: „Heute haben wir unseren allgemeinen Wandertag, und um 11.00 Uhr trifft sich das Kollegium in der Pausenhalle.“
Was tat das Kollegium dort? Es bereitete sich mehr oder weniger schnell darauf vor, zum bereitgestellten Bus zu schlendern. Nach mehrmaligem Abzählen wurde meist die Vollzähligkeit des Lehrkörpers festgestellt und die Fahrt konnte beginnen.
Die Reiseziele wurden nach ganz verschiedenen Kriterien ausgewählt; doch besonders wichtig war, daß eine „ausgedehnte“ Wanderung dabei war.

So fuhren wir mit der Staudenbahn, was heute nicht mehr möglich ist, nach Walkertshofen und stapften im tiefen Wald rund um den Burgberg, oder ließen uns von der Firma Baumeister, die uns immer kostenlos mit einem Luxusbus transportierte, nach Irsee bringen. Von dort wanderten
wir nach einem feudalen Mittagessen nach Kaufbeuren an den „Kamin“, wo dann eine mehr oder weniger ruhige Kugel geschoben wurde. Überhaupt war das gemeinsame Essen bei einem Ausflug immer etwas Besonderes, wobei unser Chef ganz hervorragende Feinschmeckerlokale vorschlagen konnte.

Aber vom Essen weg wieder zum Wandern

Wir wagten uns sogar bis zu den Alpen vor, als wir nach Seeg zum Schwaltenweiher (etwas für Schlauchbootfahrer) und Alatsee oder sogar leicht bergauf zu den Ruinen Eisenburg, Freyberg und zum Hopfensee unsere Fahrten ausdehnten. Noch weiter hinein in die Bergwelt trieb uns unser Tatendrang, als unser Chef eine Reise nach Reutte mit einer Wanderung nach Heiterwang vorschlug. Dabei wußten nun nicht alle, ob das Ziel Heiterwang oder der Heiterwanger See war. Aber wie bei jedem Ausflug kommen alle wieder zusammen, wenn man nur lange genug wartet, auch wenn es bald dunkel wird.

So war es auch bei einer Bergtour auf den Breitenberg, bei der einige die mechanische Abstiegshilfe in Anspruch nahmen, während andere mit Stöckelschuhen die Belastbar-
keit ihrer Fußgelenke, Bänder und Sehnen zu testen versuchten. Die Seilbahn wurde auch benutzt als ein Ausflug ins Tannheimer Tal und aufs Füssener Jöchle unternommen wurde. Ganz mutige Berggemsen erklommen die Läuferspitze und wären dann beim Abstieg fast vom Weg abgekommen, was zur Folge gehabt hätte, daß ein Konrektorposten vorzeitig frei geworden wäre. Glücklicherweise kamen alle wohlbehalten im Tal an, wo dann bei einer zünftigen Einkehr der Besitzer des größten Riechorgans mit Hilfe einer Schnupfmaschine ermittelt wurde.

Gut genährt trat man dann jedesmal die Heimfahrt an, die mit eigenem Chorgesang, vom Sopran bis zum Baß war alles vertreten, recht kurzweilig gestaltet wurde.
Man sieht, solche Betriebsausflüge bieten für jeden etwas und wir möchten unserem Chef dafür danken, daß er immer ein offenes Ohr für dieses Vergnügen hatte.

                                                                                                                      Jakob Trauner


DER GOURMET

Sitz mit Freunden ich beim Essen,
rede, trinke, fühl mich gut,
hab die „Linie“ fast vergessen,
packt mich jedesmal die Wut,
wenn besonders schlaue Leute
plötzlich Kalorien zählen
und als Prediger von heute
andere mit Diäten quälen.

In Gesellschaft unseres Leiters
ist mir das noch nie passiert.
Er bekennt ganz ohne weiter’s
frank und frei und ungeniert:
„Guter Wein und gute Speisen
lassen manche Kur vergessen!
Das hab ich gelernt auf Reisen,
bin auf’s Fasten nicht versessen!“

Ob im Süden, Norden, Westen
überall kennt er sich aus,
weiß Lokale – nur die besten
und empfahl uns manches Haus.
Doch mir scheint, die beste Küche,
die liegt gar nicht mal so weit.
Für Ursels feine Kochgerüche
tut kein Hosenbund ihm leid!

Trotz der so verwöhnten Zunge
hat er niemals bös’gesprochen
wenn vielleicht ein 9.-Klass-Junge
bei der Prüfung was verbrochen:
Fleisch verbraten oder roh,
Spätzle salzlos oder pappig,
Kuchen speckig oder so –
manchmal war es wirklich „happig“!

Manche Panne fällt mir ein –
Er hat’s mit Humor genommen,
konnt noch loben hinterdrein.
Hoffentlich ist’s ihm bekommen:
Margit Schmids Kaffee mit Bohne,
„Wirtschaftskaffee“ dann genannt,
die Salate meistens „ohne“
Strudel hart und teils verbrannt.

Ja, er kennt sich aus mit Nahrung.
darum ihm ein Lob gebührt,
denn er machte selbst Erfahrung
mit „Mayonaise selbstgerührt“.
Irgendwas ging da daneben. –
Ein Gourmet muß das nicht wissen,
er soll genießen nur im Leben,
und die Muse soll ihn küssen.

                                        Christine Henle

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