Das 18. und 19. Jahrhundert (der Scharfrichter, die Taverne)

Im Jahr 1666 hatte Herzog Maximilian Philipp die Grafschaft Schwabegg gekauft und damit auch Ettringen. Er starb am 19. April 1705 nach 39jähriger, fast väterlicher Herrschaft. Seine sterblichen Überreste wurden in der Jesuitenkirche zum heiligen Michael in München beigesetzt. Bereits Ende des gleichen Monats trafen kaiserliche Beamte ein, um die Herrschaft Schwabegg als ein Reichslehen mit den reichsritterschaftlichen Gütern »Matzies, Rammingen nebst Angelberg und Zeisertshofen« in Besitz zu nehmen. Als Pfleger wird ein Ferdinand von Drexl genannt, der 1725 einmal als Pate bei der Taufe einer Maria Josepha Fischer und zum anderen als Berater und Verwaltungsdirektor in Schwabegg im Ettringer Kirchenbuch bezeichnet und genannt wird. (Wahrscheinlich war sein Bruder Priester und Dekan in Ettringen, der 1733 in Türkheim beerdigt wurde.) 1730 wird er nochmals als Pate aufgeführt bei einem Ferdinand Christoph Schnizer aus Ostettringen, dessen Vater, Franziskus Schnizer, oberster Domänenpächter war. Die Frau Maximilian Philipps, Mauritia Febronia, hinterließ ein Testament. Darin lesen wir, dass die Ettringer einen Krautzehnt von gewissen Krautgärten an die Herrschaft zu entrichten hatten. Ferner werden darin genannt: »Wiesen, wie der Rohrbrunnen nächst dem Dorfe Ettringen bei neun Tagwerk, das Kruchenmadt bei sieben Tagwerk, oberhalb Ettringens liegend, welches die Untertanen zu Ettringen mähen, heuen und einführen müssen.“ „An Holz“ wird darin aufgezählt das sogenannte Gernhölzel und das große Aichet, im Revier Ettringen gelegen. Außerdem werden zwei große Weiher zu Ettringen aufgeführt, die jeweils alle drei Jahre abgefischt werden sollen (Nähe Felderhof).

Unter Kenntnisnahme dieser Ereignisse und Vermächtnisse treten wir in das 18. Jahrhundert ein. Es vermittelte dem Menschen das Wissen über sich selbst und seine farbige Umwelt. Friede kehrte ein, und der Einzelne konnte endlich ungestört das ernten, was er gesät hatte. So bildete sich ein umfassenderer Dorfkern unserer Ortschaft, wie wir ihn auch heute noch vorfinden. Hatte es in den Jahren 1811 /1812 in Ettringen noch 5 schindelgedeckte Häuser, 96 strohgedeckte und 15 mit Ziegeln gedeckte Häuser gegeben, so zählte man im Jahr 1846 112 Häuser, in denen 149 Familien lebten mit 737 Bewohnern, d. h. es hatte eine etwas höhere

Ortsplan von 1812

Ortsplan von 1812

Einwohnerzahl als reichlich 200 Jahre vorher, ehe Pest und Krieg das Land heimsuchten. Zu Ettringen gehörten außerdem noch die Mühle, die Einöden Kalkbrenner, Ziegelstadel, Felderhof und der Schwaighof Ostettringen mit einem Brauhaus und den Landwirtschaftsgebäuden. Die Feldwirtschaft umfasste damals 1720 Tagwerk Acker und 2370 Tagwerk Wiese. Der Viehbestand belief sich auf 136 Pferde, 400 Kühe, 115 Rinder, 128 Ochsen und 660 Schafe. (Heute ist Acker und Grünlandfläche fast ebenso noch verteilt, in der Tierzahl hat es natürlich eine enorme Verschiebung gegeben. Im Jahr 1977 zählte man 2 Pferde, 1600 Kühe, 600 Rinder und 40 Schafe). 2003 zählte man 88 Pferde, 4839 Rinder, 4685 Schweine und 80 Schafe in der Einheitsgemeinde (siehe Strukturierung).

 

Die Wohnhäuser waren vielfach aus Holz erstellt und hatten grauverwitterte Schindeldächer. Jetzt hatten nur noch einige ein zumeist bemoostes Strohdach. Ist doch für das Anwesen in der Siebnacher Straße 15 der Hausname Schindelbauer erhalten geblieben. Nur vereinzelt war der Wohnteil mit Ziegeln gemauert. Äußerlich waren die meisten Häuser weiß getüncht, teilweise waren die Fachwerkbauten auch weiß mit einem Kalkanstrich versehen. Die einzigen reinen Ziegelbauten waren in Ettringen die Taverne (Türkheimer Straße 2) und das Haus des Scharfrichters (Meisterweg 5). Die Ziegelmauern wurden mit Flusssand verfugt, den die Wertach bei ihren jährlichen Überschwemmungen zurückließ.

So bildete das Dorf immer noch eine eigene Versorgungseinheit, in der nicht nur geschlachtet, gebacken, gebuttert und Käse hergestellt wurde, nein, auch die Kleidung wurde überwiegend selbst aus Flachs und Schafwolle gesponnen und gewebt. Zu vielen Anwesen gehörten Kraut und Obstgärten, in denen man Gemüse pflanzte und Obst erntete, welches zu Most vergoren wurde (Hahnenbichlstraße 19). In der Taverne wurde Bier gebraut. In den Obstgärten standen vielfach die Bienenkörbe und auf den Höfen hielt man allerlei Geflügel, von den Gänsen bis zu den Tauben. Das Dorf besaß außer den einzelnen privaten Grundstücken noch ungeteilte, gemeine Mark, die Allmende. Dies waren zu jener Zeit in Ettringen noch die Moose und Pläne. Hier wurde gemeinsam das Vieh vom Dorfhirten auf die Weide getrieben. 1770 teilte man auch diese Gemeinschaftsweiden unter den Dörflern auf. Im Walde war es ähnlich. Hier bestand das Recht des freien Holzschlags für Brenn- und Bauholz. Unter der Aufsicht des Ammanns wurde an bestimmten Holztagen das Holz geschlagen. Im Jahre 1804 erfolgte wegen der Einsparung von Verwaltungskosten die Aufteilung des Waldes unter den ansässigen

Ausschnitt aus dem "Plan zur Baulinie" von 1860

Ausschnitt aus dem „Plan zur Baulinie“ von 1860

Ettringern. Diese Teilung war indessen nicht ideal. Viele, oft kleine Parzellen lagen so, dass bei etwaiger Holzabfuhr der Weg durch den Wald eines Anliegers geschlagen werden musste. Dieser Umstand führte oft genug zu unangenehmen Streitigkeiten, die immer wieder aufflammten. Erst im Jahre 1967 erfolgte eine optimale Bereinigung auf diesem Gebiete. Revierförster Donath und Anton Kornes führten eine zufriedenstellende Regelung im Gebiet des Otterbaches durch. Jetzt konnte jeder auf gut befestigten Wegen an seinen Waldbesitz heranfahren und ihn ohne Schwierigkeiten bewirtschaften.

Beschäftigen wir uns nun wieder mit den Häusern des Dorfes. Die beiden größten und stolzesten Bauten zu jener Zeit waren die Taverne in der Türkheimer Straße 2 und das Haus Meisterweg 5, in dem der Scharfrichter Keller wohnte. Dem Baustile nach gleichen beide dem Hofe des Mohrenwirts und dem Pfarrhofe in Siebnach, der 1708 gebaut wurde. Aus dieser auffallenden Ähnlichkeit kann man schließen, dass die beiden Ettringer Häuser ebenfalls um 1700 gebaut worden sein müssen.

 

Anwesen des Scharfrichters

Zunächst wollen wir von dem seinerzeit vor dem Dorfe gelegenen Anwesen des Scharfrichters sprechen. Wir hören zum ersten Male 1740 von ihm und seinem Hofe, der auch „beim Meister“ (Wasenmeister) genannt wurde. Selbst damals hatte alles seine bürokratische Ordnung; ein Scharfrichter musste nicht jede Todesart am Delinquenten vollziehen, er hatte lediglich die Aufgabe die Enthauptungen mit dem Richtschwert durchzuführen. Sein makabres Amt übte er hauptsächlich in Buchloe aus. Dort befand sich von 1723 – 1828 das Zuchthaus des Schwäbischen Reichskreises. Die Alten kennen bestimmt noch aus ihrer Kindheit den Spruch: „Wer Vater und Mutter nicht folgt, kommt nach Buchloe!“ Längst befand sich seit 1470 ebenfalls eine Galgenstätte in Hiltenfingen. Sie lag nordöstlich der Gemeinde. Die letzte Hinrichtung fand dort im Jahre 1802 statt. Ein Pranger stand am Hiltenfinger Wirtshaus. Und was sagte da die Regelung? Sie ordnete an, dass die Gesellen des Scharfrichters die „Schelme“ aufknüpfen müssten. Denn in Hiltenfingen befand sich auch das „peinliche Gericht“, welches aus einem Richter und 12 Geschworenen zusammengesetzt war. Die Folter wurde bei verstockten Angeklagten angewendet, und alle Angaben, gleich unter welchen Umständen sie gemacht worden waren, galten als rechtsverbindliche Aussagen.

 Das genannte Anwesen des Scharfrichters stand südlich des Dorfes, etwas abseits. Es gehörte bis 1810 seiner Majestät dem Könige von Bayern. Nördlich davon lag das Haus der Stiller, und westlich davon hatte ein Schäfer ein kleines Hüttchen. Es wurde in den 60ger Jahren umgeschoben. Ebenso lagen hier draußen vor dem Dorfe das Armenhaus, im Volksmund „Villa Sonnenschein“ genannt und die beiden Anwesen Hahnenbichlstraße 16, in dem sich früher eine Wagnerei befand, der Bichelewagner, und das Haus Nummer 14 , welches einem Neubau weichen musste. Später entstand an der Stelle einer kleinen Schäferhütte das Anwesen Hochstraße 7, in dem der Bergeleschuster sein Handwerk ausübte. Vor diesem Hofe befand sich im Bereiche der jetzigen Straße eine tiefe Mulde, die im schneereichen Winter zur lustigen Schlittenfahrt die Dorfjugend lockte.

Abseits des eigentlichen Ortes wohnte, wie schon berichtet, der Scharfrichter (carnifex). Er war der Nachrichter, der nach dem Spruch des peinlichen Gerichts denselben vollzog. Er hatte mehrere bezeichnende Namen: Freimann, Blutrichter, Büttel, Schinder, wurde aber meistens mit dem unverfänglichen Namen „Meister Hans“ angeredet. Sein Metier war keineswegs sehr einfach. Außer dem armen Delinquenten den Kopf abzuschlagen musste er auch Vierteilen, Pfählen, Verbrennen, Aufhängen, Ertränken und er musste das Rädern verstehen, und zwar von unten und von oben. (Der Verurteilte wählte meistens, wenn er durfte, das Rädern von oben, weil ihm der Henker mit seinem Rad vielleicht doch alsbald das Genick abschlug.)
Man kann sich vorstellen das die Meisten mit so einem Mann nicht gern in Berührung kamen, deshalb wohnte er hier draußen vor dem Dorfe. Wie stark diese Abneigung war, geht daraus hervor, dass der Scharfrichter in der Wirtschaft an einem eigenen Tische und in der Kirche in einer gesonderten Bank saß. In diesem Zusammenhang sei folgende kleine Geschichte erzählt, die sich seinerzeit zugetragen haben soll.

Da der Scharfrichter in Mindelheim, Schwabmünchen, jedoch zumeist in Buchloe die Exekution vornehmen musste – er erhielt dafür von sämtlichen Gemeinden der Herrschaft Schwabegg jährlich einen Gulden Wartegeld – fuhr er des öfteren über Land. An einem kalten Wintertage des Jahres 1793 stapfte ein armer Ettringer Webermeister durch den hohen Schnee in Richtung Türkheim. Da vernahm er hinter sich das Glockengeläut eines Pferdeschlittens. Er gehörte dem Ettringer Scharfrichter. Gern folgte der Weber seiner Aufforderung, aufzusteigen, um bis Türkheim mitzufahren. Allerdings hatte irgendein lieber Mitbürger die beiden zusammen auf dem Schlitten gesehen. Er meldete es spornstreichs der Weberzunft in Türkheim, die den unschuldigen Kerl vor die Zunftlad bestellte und ihn mitleidlos aus der Zunft verstieß. Damit wurde sein Webstuhl gesperrt, und er war mittellos. Erst nach eindringlicher Bitte bei der kurfürstlichen Hofkammer wurde der harte Beschluss der Weberzunft aufgehoben und in eine saftige Bußzahlung in die Zunftlad verwandelt.

Dass der Ettringer Scharfrichter etwas von seiner finsteren Tätigkeit verstand, geht aus einem Zeugnis hervor, welches ein Landrichter im Kreiszuchthaus Buchloe 1788 ihm ausstellte. Er bescheinigte ihm, „dass er auf einen Streich das Haupt eines Delinquenten abgeschlagen habe.“ Scheinbar war das nicht immer der Fall. Leider wurde das mächtige Richtschwert, was sich jahrelang auf dem Dachboden des Scharfricherhauses befand einem Alteisenhändler verkauft.

In Buchloe wurde die hohe Gerichtsbarkeit für vier Malefizstrafen ausgeübt. Diese waren: Diebstahl, Totschlag, Notzucht und Straßenraub. Ebenso gehörten zu den todeswürdigen Verbrechen die Blutschande, Kindesmord und Brandstiftung. Unter „Malefiz“ verstand die alte bayerische Rechtssprache die gerichtliche Behandlung sogenannter todeswürdiger Verbrechen, also diejenigen Verstöße gegen das Strafrecht, die heute als Schwerkriminalität bezeichnet würden. (Malefizgericht = Kriminalgericht, Malefizordnung = Strafprozessordnung.)

Die letzte Scharfrichtergeneration in unserem Dorfe hieß Keller. Neben der seltener werdenden Ausübung von Hinrichtungen waren sie vor allem beschäftigt als Abdecker und Wasenmeister, d. h. sie mussten die verendeten Tierkörper mit einem Wagen, dem Schinderkarren, abholen, die Kadaver enthäuten und vergraben. Das Fett der Tierleichen wurde zum Seifesieden gebraucht, die Borsten hat man zur Herstellung von Bürsten und Pinseln abgeschnitten, und aus den Hörnern und Knochen wurden Knöpfe gesägt. Gefallene Tiere gab es vor allem, wenn die Maul und Klauenseuche grassierte oder Pferde an Wundstarrkrampf verendeten. Alle diese Kadaver wurden auf dem Wasen oder Schindanger außerhalb des Dorfes vergraben. Er lag unter dem jetzigen Bahnkörper und östlich davon neben dem Haus des Henkers. Heute befindet sich an dieser Stelle der Obstgarten des jetzigen Anwesens Hahnenbichlstraße 22. Dabei kam es schon einmal vor, dass hungrige Füchse oder streunende Hunde halbverweste Organe ausgruben und verschleppten. Es war deshalb nicht weiter verwunderlich, als ein erschreckter Ettringer Bauer neben dem Maul seines friedlich grasenden Ochsen ein Stück rosaroter Lunge liegen sah. Da der Ochse anscheinend auch noch stark hustete, meinte der gute Mann, sein treues Zugtier hätte die Lunge herausgehustet. Beim Bier wird er spätestens am nächsten Sonntag das Ereignis berichtet haben, worauf die Ettringer ihren Spitznamen erhielten und fortan von ihren Nachbarn ironisch die »Lungenhuster« genannt wurden.
Diese nette Geschichte erzählte mir im Herbst 1957, der damals 80jährige Georg Strauß (der Hofbauer), dessen Hof an der Stelle stand, die heute die Raiffeisenbank einnimmt. Aufgrund dieser Erzählung wurde zur Faschingssession 2006 eine neue Maskengruppe „Ettringer Lungahuaschtr“ gegründet, gebührend eines schwäbisch-alemannischen Brauchs in der Fasenacht. Gleichzeitig feierte man in der St. Martin Kirche das erste Mal eine „Messe für Narren“.

Durch den Umgang mit Tierleichen hatte sich Keller anscheinend ein Wissen auf dem Gebiete der Tierheilkunde verschafft. Sicherlich wird er auch in der Geburtshilfe einige Fähigkeiten erworben haben und mit dem Gutsschweizer in Konkurrenz getreten sein. Was wunder, dass er im Kirchenbuche als Tierarzt zeitweilig geführt wird (1843). Den Schreiber dieser Zeilen erfasst ein leichter Schauder, wenn er liest, dass man früher neben der Berufsausübung als Tierarzt noch gleichzeitig als Scharfrichter, sozusagen hauptberuflich, tätig gewesen ist.

Mir liegt ein Schreiben vor mit folgendem Inhalte:

»ZEUGNIS.

Dem Dominikus Ried, Bauer, von Gennach, königl. Landgericht Schwabmünchen, wird von dem unterzeichneten Thirarzt bezeugt, das obiger Ried, den 24.ten Apr. dis Jahres um Ein Pferd kam welches an der Collica litt, und ist an dießer Krankheit umgestanden.
Dießes Pferd hat einen Werth gehabt nach billiger Schätzung 88

Zeugnis

Zeugnis

fl (Gulden). Dießes wird dem obigen Dominikus Ried bezeugt.
Ettringen, den 24.ten Apr. 1843

Königl. Bayer. Tirartzt
Alois Keller«

In diesem Zusammenhang wäre es interessant, die Ahnenforschung der Familie Keller zu betreiben. Die Scharfrichter gehörten, wie schon vorher erwähnt, zu den Berufsgruppen, die als „unehrlich“ angesehen wurden, wie übrigens auch die Hebammen, Bader, Barbiere und Müller. Die Kinder solcher Eltern konnten nicht aus der Berufsgruppe ausbrechen, es sei denn, sie wanderten aus und versuchten in der Fremde ein anderes, ein sozusagen ehrbares Handwerk zu erlangen. Ja, die Kinder des Scharfrichters durften nicht einmal mit den anderen Kindern in die Schule gehen. In der Heimat bildeten sie über Jahrhunderte oft hinweg eine zurückgezogene Sippe (seinerzeit Schelmensippe genannt), die aufeinander angewiesen war in einer für heutige Zeiten kaum mehr vorstellbaren aussichtslosen Düsternis. Der Scharfrichter, auch „Meister Hans“ tituliert, war gezwungen eine Frau unter den Töchtern anderer Henker zu suchen. Sein ältester Sohn folgte ihm in Rang und Ehren, während die jüngeren Söhne meist ledig blieben und dem Vater bei seinem grausigen Handwerk als Henkersknechte halfen. Sie besorgten das Foltern, Strängen oder Brandmarken.

Zwischen dem Bezirke um das Scharfrichterhaus und dem Dorfe liegt der sog. Hahnenbichl. Hier gab es eigentümlicherweise von jeher eine beträchtliche Anzahl Kinder. Die Anwohner dieses Teil des Dorfes pflegten bis heute stets guten Kontakt untereinander. Allerdings war das Verhältnis zu denen im Ort nicht ganz so ungetrübt. Aus den Jahren vor 1870 wird überliefert, dass zwischen den Kindern des Hahnenbichls und denen des Dorfes es oftmals solche Händel gab, dass sie in blutige Schlägereien ausarteten und der Lehrer die jugendlichen Kampfhähne ordentlich strafen musste. Natürlich blieben solche handgreifliche Auseinandersetzungen nicht auf die Jugend beschränkt. Manchesmal soll es vorgekommen sein, dass sich selbst ältere Einwohner blocknarret in den Haaren lagen. Und als der Funkensonntag noch gehalten wurde, hatten stolz die Hahnenbichler ihr eigenes Feuer südlich des Dorfes, während alle anderen Dörfler ihres im Priel abbrannten.

Beim Abbruch des alten Anwesens Hahnenbichlstraße 10 fand man einen Balken, der verdeckt über der Eingangstüre eingelassen war, mit der Jahreszahl 1691.

Gasthaus Adler 1977

Gasthaus Adler
1977

Das zweite Haus in der Bauart des Anwesens im Meisterwege ist das GebäudeTürkheimer Straße 2 (Gasthaus Adler). Es steht auf dem Platze, auf dem schon wahrscheinlich um 1200 die alte Taverne gestanden hat. Sie befindet sich mit dem Maierhof, der Kirche und dem Pfarrhof im Ortskern und bezeugt damit das umfängliche Areal eines Dorfmittelpunktes. Im 18. Jahrhundert gehörte das Anwesen mit zu den größten Höfen in Ettringen. Dazu zählten nicht nur an die 500 Tagwerk Land und ein enormer Waldbesitz, sondern auch ein Braurecht, Metzgerei und Bäckereigerechtsame. Die Milch aus dem eigenen Betriebe wurde zu Schweizerkäse verarbeitet. Der imponierende Hof erstreckte sich mit seinem Obstgarten nach Süden und umfasste die jetzigen Höfe Türkheimer Straße 4 und 6. Erst im Jahre 1866 wurde der südlichste Teil abgetrennt und der Hof des Neubauern gebaut. Etwas später baute der damalige Wirt Max Reitmeier, Sohn des Alois Reitmeier, der aus Gablingen hergezogen war, das jetzige Wohnhaus Türkheimer Straße 4. Er übernahm zugleich den Stall mit Stadel. Die Schaf und Schweineställe längs der Tulpenstraße blieben bei der Gastwirtschaft. An die nördliche Wand des langen Kuhstalles vom Grundstück Türkheimer Straße 4 war eine überdachte Kegelbahn angebaut, die um das Jahr 1960 abgerissen wurde.

In den fünfziger Jahren kaufte die Gastwirtschaft das Storchenbräu in Pfaffenhausen und verpachtete sie. Die Pächter wechselten öfters mit unterschiedlichem geschäftlichem Erfolg bis im Jahre 2000 ein Italiener aus der alten bayerisch schwäbischen Bauernwirtschaft eine Pizzeria machte.

Der letzte Wirt und Besitzer, Alois Reitmeier, muss ein angesehener und wohlhabender Mann gewesen sein, mit einer für damalige Zeiten stolzen Herde von etwa 50 Rindern, 6 – 8 Pferden und einer vielköpfigen Schafherde. Selbstbewusst soll er an einem Sonntagmorgen Seiner Erlaucht dem Grafen von Rechberg und Rothen Löwen, Besitzer des Gutes Ostettringen, seinen respektablen Viehbestand vorgeführt haben. Man kann sagen, dass das eine ganz besondere Ehre für einen Mann aus dem gemeinen Volke war, wie man es damals bezeichnete.

Eigenartig, wenn eine Generation in der vollen Blüte ihres Schaffens und Wohlstands steht, kommt, wie so oft, der jähe Verfall. So auch hier. Die Nachfahren verwirtschafteten den größten Teil des ansehnlichen Besitzes. Die großen Waldparzellen am Leiteberg, die zur Taverne gehörten (Wirtsleite), wurden zuerst abgeholzt. Und als das Geld vom Holzverkauf nicht mehr reichte, wurde der Grund und Boden nach und nach auch veräußert. Da der Kahlschlag in der Leite sehr umfangreich war und länger dauerte, baute der Wirt eine Hütte auf den Leiteberg. Hier soll dann Tag und Nacht gezecht worden sein und wenn die bauchigen Fässer geleert waren, hat man sie kurzerhand unter dem Gejohle der Betrunkenen den Berg hinunterrollen lassen.

Mit der alten Taverne verbindet sich ein alter Brauch. Am letzten Donnerstag im Advent erhielten alle Schulkinder im Anschluss an den Vormittagsunterricht in der Wirtschaft einen gebackenen Klausen und Obst. Diese hübsche Sitte wird auf ein heidnisches Brauchtum in Schwaben zurückgeführt, als man den Kindern aus Teig hergestellte Götter schenkte, vermutlich zur Wintersonnenwende, vor dem Einbruch des feindlichen Winters und der langen, finsteren und kalten Nächte.

Vor dem Gastwirt Reitmeier war ein gewisser Dreer Pächter auf der Wirtschaft. Zu seiner Zeit hat sich ein Vorfall im Hause ereignet, der den damaligen Pfarrer Lukas Müller veranlasste, folgende Eintragung in das Kirchenbuch vorzunehmen:

„Anonymus wurde am 28. April 1814 beerdigt. Nach Aussagen der Mutter war der Vater ein Reisender, den sie nicht kenne. NB! Die Mutter dieses Kindes Franziska Schlachter von Oberblaichen bei Krumbach gebürtig, war ledigen Standes und wurde im Monat Februar d. J als Haushälterin bei hiesiger Wirtschaft, welche ein Eigentum des Sigmund Maier von Schwanen eines Kaufmanns zu Memmingen ist, hierher gebracht. Ihre immer zunehmende Leibesstärke ließ allenthalben vermuten, sie sei gesegneten Leibes. Allein, wer immer im Ernste sie dieses Zustandes wegen besprach, wurde als ein Ehrenräuber betitelt; kurz hartnäckiges Leugnen war ihr Erstes und Letztes. Sie selbst verblendet glaubte durch ihr immerwährendes Leugnen alle sehenden Menschen blind zu machen. Selbst die Vorstellungen des Eigentümers und ihres Schwagers welche geeignete Anstalten treffen wollten, wurde mit Leugnen entgegengearbeitet. Auch verdient folgender Umstand bemerkt zu werden: Zu Oberneufnach wurde am 25. April eine Witwe von lebenden Kindern gefänglich zu Türkheim eingeholt, weil sie ein Kind ermordet und im Stadel vergraben hatte. !!! Der neue Gerichtsdiener erzählte dieser obengenannten Schlachter die ganze Geschichte dieser Witwe, samt den Strafen, welche dieselbe zu erwarten habe. Mit gerechtestem Unwillen äußerte sie sich über diese Gräueltat, sogar ließ sie verlauten, dass sie eine solche Person vor ihren Augen könnte umbringen sehen. Nun was geschah? oder vielmehr was war schon geschehen? Sie schützte einige Tage früher am 23. April eine Unpässlichkeit das Rotlauf vor, und gebar am nämlichen Tage vormittags ein frisches großes Knäbchen, welches sie selbst, wie sie sagte getauft habe. Die Magd oder eigentlich ein Mädchen von 16 Jahren glaubte ein Kind weinen gehört zu haben und offenbarte solches der Kellnerin und weil sie die Unglückliche fürchten, hatte keine das Herz, sich um die Sache näher zu erkundigen, um so mehr, weil sie nichts übles dachten.

So wurde die Sache kundbar. Da der Obmann des anderen Tages sich ernsthaft erkundigt hatte, so gestand sie dem selben nach vielem Leugnen, dass sie geboren habe, das Kind aber habe ihr Bruder, den sie 3 Tage im Haus versteckt hatte, mit sich fortgenommen. Das Nämliche sagte sie auch den selben Tag bei gerichtlicher Untersuchung. Erst am folgenden Tage hat sie eingestanden, sie habe das Kind in einem Kasten hinter einer Schachtel mit Flachs gefüllt, verborgen. Es habe bis abends gelebt, dann habe sie es zu sich in das Bett genommen und im Arm gehalten. Plötzlich habe sie eine Schwäche überfallen, sei ohnmächtig niedergesunken und so habe sie das Kind erdrückt !!!«

Uns ist nicht überliefert worden, was mit dieser jungen Kindsmörderin geschehen ist. Für uns ist diese traurige Begebenheit der einzige schriftlich überlieferte Kriminalfall in Ettringen. Wie mag er in jenen Tagen im Dorfe voller neugierigen Eifers und voller kopfschüttelnder Entrüstung besprochen worden sein; denn nicht umsonst füllt empört ein Pfarrer eine ganze Seite des dicken Matrikelbuches mit der Schilderung eines solchen Ereignisses. Viele große Geschehnisse gab es ja nicht in so einem kleinen Ort. Die kleinen Streitigkeiten und Diebstähle werden sowieso an der Tagesordnung gewesen sein. Und wo und zu welcher Zeit hat es sie denn auch nicht gegeben ?

Dagegen musste im Dorfe gemeinsam manche Aufgabe erfüllt werden. Da mussten die Ortsumzäunungen und die Zäune für die Dorfweide gerichtet, die Wege befahrbar gehalten, die Kirche und das Schulhaus renoviert werden. Allgemeine Aufgabe war es, den Wölfen auf den Pelz zu rücken, damit sie nicht in die Herden einbrachen und Schaden anrichteten. Jedoch bei einem Ereignis mussten alle, und zwar so schnell wie möglich, zusammenstehen, um zu helfen. Es war der gefürchtete Schrecken aller Dörfler: das heimtückische, sich rasch ausbreitende Feuer. Wie schnell fand es in den trockenen Stroh oder Schindeldächern Nahrung, wie geschwind züngelte die Flamme an den verwitterten Holzhäusern empor und vernichtete nicht nur die Wohnung, sondern auch die eingelagerten Wintervorräte für das Vieh. Wind und Sturm trugen eilends die flammende Glut zum nächsten Hause und äscherten manchesmal einen ganzen Straßenzug ein. Die großen Bauernhäuser besaßen spitze, hohe Giebel und weiß gekalkte Wände (Gasthof Adler) und ein massives Ziegeldach. Rechtwinklig zum Wohnhaus befanden sich bei den großen Bauernhöfen der Stall und der Stadel mit der Dreschtenne. Hingegen waren in den kleineren Söldnerhöfen Wohnung, Stallung und Stadel unter einem Dach bei einstöckiger Bauweise (z. B. Siebnacher Straße4). Parallel zur Dreschtenne lief ein schmaler Flur zu ebener Erde, von dem die Treppe in den ersten Stock hochführte. Von diesem Flur gingen die Eingangstüren zu Küche, Nebenraum und Wohnraum ab. Unter dem Dach lagen die Schlafkammern; für Knechte und Mägde waren sie über dem Stall eingebaut. Die Stuben waren mit dem notwendigen Mobiliar einfach, aber blitzsauber eingerichtet. Im Herrgottswinkel stand eine Eckbank mit dem Tisch, auf dem zum Essen eine große Suppenschüssel oder Pfanne stand, aus der die Familie gemeinsam löffelte. Hier machten die sogenannte „rechten Bauern“, also wohlsituierte, eine Ausnahme. Knechte und Mägde aßen für sich, die Bäuerin speiste mit den Kindern, und der Bauer bekam sein Essen allein und zuletzt mit dem größten Stück Fleisch, soweit es solches gab.

Die Feuerstellen waren aus Lehm oder Stein gebaut, bis im 18. Jahrhundert die ersten eisernen Öfen ihren Einzug hielten. Gerade heute finden wir in manchen neueren Bauernhäusern die eisernen Ofenplatten mit ihrem Reliefguss als ein nostalgisches Andenken an eine längst verflossene Zeit in die Wand eingelassen. Neben dem Ofen befand sich ein Loch in der Decke, durch welches im Winter die warme Luft in die obere Schlafkammer ziehen konnte. In der Winterszeit traf man sich oft an den langen Abenden zum „Gunkelabend“, wo man „hoigadete“ und sich bei Gesang und Tanz vergnügte. Da kam die schwäbische Mundart richtig zur Geltung, sie wurde in Gedicht und Lied gepflegt. Gerade ein Ettringer Pfarrer mag wohl einer der bekanntesten schwäbischen Mundartdichter des 19. Jahrhunderts gewesen sein. Pfarrer Johann Georg Scheifele verlebte, wie weiter vorn mitgeteilt, seine beiden letzten Lebensjahre hier, und als er 1880 starb, da verstummte der Mund des „Jörg von Spitzisbui“, welches sein Pseudonym war.

In diesem Zusammenhang sei auch noch ein Wort zur Kleidung, zur Tracht gesagt. Der Ettringer Trachtenverein „D‘ Wertachtaler“ führt gewissenhaft die alte Tradition fort. An ihnen können wir die teils derbe, teils kostbare Kleidung aus alter Zeit bewundern, wie die Zipfelhaube des Mannes mit dem breitkrempigen schwarzen Hut darüber, dem lustigen, bunten Halstuch, dem Kittel und den leinenen oder ledernen Hosen, in der Hand den Gangstock oder den gegabelten Haselnussstecken. Die Frauen schmücken sich mit wertvollen gestickten Miedern, über die Halstücher breit gelegt sind, darunter tragen sie stark gefaltete Röcke mit hübschen farbigen Schürzen, auf dem Kopfe die ortsübliche Reginahaube mit ihren herabhängenden Bändern eine Augenweide für unsere Generation heute.

Genauso wie diese teuren Trachten heute leider fast ausgestorben sind, genauso werden in unseren Tagen bald die letzten alten Häuser von den mahlenden Schubraupen eingeschoben sein. Viele Höfe sind vor Jahren bereits dem Feuer zum Opfer gefallen. Meist waren es bei einem Brande mehrere Häuser zugleich, die durch übergreifendes Feuer eingeäschert wurden (so z. B. Sternstr. 1, Hauptstr. 26/28, oder Hauptstr. 6, Hauptstr. 8 und Stillerstr. 2).

Wie leicht entstand ein Brand, wenn man an die Beleuchtung der Wohnräume und des Stalles denkt. Ganz früher erfolgte sie mit harzhaltigen Kienspänen, später mit Lampen, deren Docht mit Leinöl oder mit Unschlitt getränkt wurde, und vor der Einführung des elektrischen Lichtes mit Karbid. Erst gegen 1870 kam das Petroleum auf, und 1910 erreichte der elektrische Strom Ettringen. Es sollte noch Jahre dauern, bis das letzte Haus an das örtliche Stromnetz angeschlossen wurde (1957 Ziegelstadel und Felderhof).

Wie noch an anderer Stelle erwähnt wird, brannten 1841 und 1842 die gesamten landwirtschaftlichen Gebäude von Ostettringen durch Brandlegung ab.

Feuerwehrmannschaft Anfang der 50er vor dem ersten Feuerwehrhaus in der Schulstraße

In Ettringen erzählt man sich in diesem Zusammenhang heute noch folgende Geschichte. Ein Sattler sein Name ist bereits vergessen zündete in Ettringen Häuser wegen eines Schmalzhafens an, den er dann beim Löschen stahl. Stets, wenn das Schmalz für sein Brot in seinem Haushalt ausging, legte er irgendwo im Ort Feuer, wahrscheinlich da, wo man kurz vorher geschlachtet hatte. Auf diesen eigenartigen Gedanken kam allerdings hier kein Mensch, und man wäre ihm nie auf die Schliche gekommen, wenn er nicht eines Tages mit seiner Frau gestritten hätte. Der Schmalzdieb war zwischenzeitlich nach Irsingen gezogen und führte dort mit seinem Weib vor geöffnetem Fenster einen heftigen Wortwechsel. Ein Passant hörte die kreischende Stimme der Frau, die lauthals rief: „Wenn du das tust, sage ich, dass du in Ettringen die Häuser angezündet hast!“ Der Schmalzdieb wurde daraufhin verhaftet, er gestand und erhielt eine hohe Zuchthausstrafe.

Der Ruf »Feurio« war von jeher überall gefürchtet, so auch in Ettringen. Das dringend notwendige Löschwasser schöpfte man aus der Wertach oder dem Langweidbach, indem man Eimerketten bildete. Aber was konnten diese geringen Wassermengen beim Brand eines stroh- oder schindelgeckten Hauses, in dem auch noch Heu und Stroh eingelagert waren, ausrichten? Eine Verbesserung trat erst in den Jahren 1860/70 ein, als die Wasserspritzpumpen erfunden wurden. Mit ihnen konnte man besser die Brände löschen als mit Eimern, die von Hand zu Hand weitergereicht werden mussten und auf denen die Herkunfts – Hausnummer stand. Wie in vielen Orten, so wurde 1875 in Ettringen die freiwillige Feuerwehr gegründet, deren erster Kommandant Hieronimus Müller aus dem Anwesen Siebnacher Straße 7 war und zu deren Hauptmann der Kronenwirt Josef Zech ernannt wurde. Die Spritze bestand aus einem hölzernen Kasten, der mit Wasser aus einer Eimerkette gefüllt wurde. In dem fahrbaren Behälter war die Pumpspritze befestigt, die natürlich mit ihrem Wasserstrahl keine große Reichweite besaß. Immerhin handelte es sich hier um eine wesentliche Verbesserung, da das Wasser in einem kontinuierlichen Strahl in das Feuer gelenkt werden konnte. Später wurde die Feuerwehr mit einer Saug- und Druckpumpe ausgerüstet, die über eine größere Reichweite verfügte und die das Wasser direkt aus dem Fluss oder Bach entnehmen konnte.

Ledereimer zur Brandbekämpfung

Ledereimer zur Brandbekämpfung

Die örtliche Feuerwehr bestand damals aus 125 Mann, die lediglich mit 55 alten Lederhelmen ausgerüstet waren. Erst im Verlauf des Jahres 1897 bekamen die Männer blitzende Messingschutzhelme. Es sei nicht vergessen, dass eine Frauengruppe während des Zweiten Weltkriegs die Motorspritze bediente, da ihre Männer an der Front Kriegsdienst leisten mussten.

Heute (2003) stellt die Ettringer Feuerwehr mit 62 Aktiven eine gut ausgerüstete und ausgebildete Mannschaft mit hochmoderner Ausrüstung dar, zum Schutze des Dorfes bei Feuer-, Wasser- und Verkehrsunfällen.

Nach dem 2. Weltkrieg war die Spritze auf einem Anhänger montiert, der von einer Zugmaschine gezogen wurde. Erst im Jahr 1960 kaufte man ein eigenes Feuerwehrauto, welches rasch am Brandort mit einer Mannschaft eintreffen konnte. Dazu gesellte sich später noch ein Unimog des Zivilen Bevölkerungsschutzes, der ebenfalls mit Schlauchmaterial und Pumpe bei Bränden eingesetzt werden kann. Das Feuerwehrhaus und der Schlauchturm wurden mit der Garage auf dem alten, fast historischen Platz (Schulstraße 2) des Amtshauses gegenüber dem

Altes Feuerwehrhaus in der Schulstraße

Altes Feuerwehrhaus in der Schulstraße

Hofbauern erbaut, welches bereits vor dem Jahre 1800 abgebrochen worden war.

Nachdem die Alarmauslösung für die Feuerwehren im gesamten Landkreis umgestellt worden waren, war es für die Ettringer Wehr fast notwendig ein neues modernes Fahrzeug anzuschaffen. Dies geschah im Jahr 1981. Jetzt erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein neues Löschfahrzeug mit eingebautem Funk und Atemschutzgerät. Der voll ausgerüstete Wagen kostete 140.000 DM.

Da Ettringen als Stützpunkt für den zivilen Bevölkerungsschutz bestimmt worden war, stellte man ein weiteres, noch aktionsfähigeres Löschfahrzeug im Jahre 1987 in der Gemeinde ein. Dafür erhielt Traunried das kleinere, alte Feuerwehrauto, einen Opel Blitz, welches schon viele Jahre in der Ortschaft im Einsatz gewesen war.

Um auf den neusten Stand der Technik zu kommen, da immerhin die Papierfabrik eventuell einmal einen größeren Einsatz erfordern könnte, kaufte die Gemeinde 1993 ein neues Tanklöschfahrzeug, dass wieder dem neuesten Stand der Technik entsprach. Diesmal betrug der Kaufpreis 370.000 DM. Und im Jahr 2003 vervollständigte ein modernes Mehrzweckfahrzeug die Flotte an Feuerwehrfahrzeugen in Ettringen.

Im Zuge der Neuordnung des Katastrophenschutzes wurde das im Jahre 1987 gekaufte bundeseigene Fahrzeug, der Unimog, eingezogen und dafür erhielt Ettringen 1997 einen neuen Wagen, der 446.000 DM kostete. Das Löschgruppenfahrzeug stellte mit rund 1600 Liter Wasser im Tank, einem Hilfsleistungssatz mit Rettungsschere und Spreizer zur Befreiung eingeklemmter Personen und einem integrierten Lichtmast das Neueste auf diesem Gebiet dar.

Der Höhepunkt war bei weitem der Neubau eines neuen Feuerwehrgerätehauses für 1,87 Mio. DM an der Welfenstraße, im Gebiet der ehemaligen Säge, welches am 15.12.2000 bezogen werden konnte und in dessen Fahrzeughalle sich fünf Stellplätze befinden.

Neues Feuerwehrhaus in der Welfenstraße

Neues Feuerwehrhaus in der Welfenstraße

Große, umfangreiche Brände waren in den letzten Jahrzehnten im Dorf gottlob nicht aufgetreten und wenn, dann hätte man sie dank der guten Ausrüstung schnell löschen können. Diese stetige Angst, die der mittelalterliche Mensch vor dem ungehemmten Feuer hatte war endgültig vorbei.

Auch die unberechenbare Wertach wurde gezähmt; denn neben dem Feuer war sie der stille Nachbar unseres Ortes den unsere Vorfahren insgeheim fürchtete.

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