Die Ettringer Mühle gehört mit zu den ältesten Grundstücken in unserem Dorfe. Bereits im Jahre 1280 wird sie urkundlich erwähnt. Sie umfasste insgesamt den heutigen Gebäudekomplex der Kapellenstraße 26/28/30/32.
Die Mahlmühle teilte sich in den eigentlichen Mühlenbau, dessen Haus schon über 250 Jahre alt sein dürfte, mit einem herrlichen alten Walmdach und dem Wohnhaus. Leider wurde die alte Mühle im Juni 1980 abgebrochen und an seine Stelle zwei Garagen gebaut. Der geräumige Hof wurde auf der westlichen Seite von den landwirtschaftlichen Gebäuden, also Stallungen und Scheune begrenzt. Das Wasser erhielt die Mühle aus einem Kanal, der mit der Wertach oberhalb in Verbindung stand. Als man die Korrektion des Flusses durchführte, wurde der Kanal flussaufwärts verlängert und der jetzige Abzweig am oberen Wehr geschaffen. Da der Staat auf Grund alter Abmachungen verpflichtet war, dem Müller genügend Wasser für seine Mühle zu belassen, erfolgten auch dieser Bau und der Unterhalt des Wehres auf Staatskosten. Im Jahre 1870 wurde das Wehr, wie schon vorher berichtet, am Allerheiligentage zerstört, und gleich wollte der Staat seine Verpflichtungen auf den Müller abwälzen. Der jedoch blieb auf Zureden des damaligen Bürgermeisters Müller auf der alten Regelung bestehen.
Namentlich ist als erster Müller uns ein gewisser Johannes Heiß aus dem Kirchenbuch überliefert worden, der in dem unheilvollen Jahre 1628 wahrscheinlich infolge der Pest verschied und hier beerdigt wurde. Sein Nachfolger war ein gewisser Caspar Kindler.
Die Müller waren gern als etwas betrügerische Leute verschrien. Ob das auch in Ettringen der Fall war, entzieht sich meiner Kenntnis. Da jedoch das Müllerhandwerk auch ohne Betrug ein einträgliches Geschäft war, waren die Müller meist sehr gut situiert und deshalb öfters das Ziel von räuberischem Gesindel. Begünstigt wurden die frechen Diebereien noch durch den Umstand, dass das Haus mutterseelenallein stand und der nächste Hof das heutige Anwesen Hauptstraße 30 war. Da Not erfinderisch macht, schaffte sich der Müller ein Sprachrohr an, mit dem er im Notfall schnell Hilfe herbeirufen konnte. Dieses Sprachrohr diente später um die Jahrhundertwende dem Herold bei Faschingsumzügen, seine Späße und Witze laut und für jeden verständlich kundzutun.
So alt ist die Faschingstradition in Ettringen!
1910 brannte das Wohnhaus der Mühle ab. 1913 wurde der landwirtschaftliche Teil der Mühle verkauft. Und als 1910 das elektrische Licht in unserem Dorfe Einzug hielt, da versprach man sich von der Stromerzeugung mehr Geld als vom alten Mahlbetrieb.
Also baute der Mühlenbesitzer Fackler eine Turbine ein, um selbst elektrischen Strom zu erzeugen. Diese Turbine läuft heute noch. So zog die Neuzeit mit der Technik wenige Jahre nach der Jahrhundertwende in Ettringen ein.
Während einer Jahresabschlusssitzung des Gemeinderates 1983 wurden die Ratsmitglieder von einer schwerwiegenden Mitteilung des Bürgermeisters überrascht. Er teilte ihnen, bereits schon in halber Festtagsstimmung mit, dass westlich der Ettringer Mühle eine Müllverbrennungsanlage geplant sei. Diese hereingeplatzte Nachricht wirbelte in der Gemeinde sehr viel Staub auf. Ja klar, der Müll häufte sich jedes Jahr um Einiges mehr an, und irgendwo musste er entweder gelagert oder verbrannt werden. Aber nicht bei uns, darin waren sich alle Bürger einig. Es erfolgte ein Raumordnungsverfahren zur „Errichtung einer zentralen Abfallbeseitigungsanlage für die Städte Kaufbeuren und Memmingen sowie die Landkreise Ostallgäu und Unterallgäu.“ Aus sechs Standorten schälte sich hauptsächlich Ettringen, als der Favorit heraus, „da sich dort eine Prozessdampfabgabe an das benachbarte Industrieunternehmen anbiete.“ Kurzum die Diskussion wurde auf allen Ebenen hartnäckig und mit viel Emotionen geführt. In Ettringen wurde eine Bürgerinitiative gegründet, in Türkheim fand sich eine Aktion „Müllentsorgung Unterallgäu“ zusammen. Das beängstigende Gespenst, dass jährlich mindestens 130.000 Tonnen Abfall nach Ettringen gekarrt würden, um da verbrannt zu werden, hing gefährlich drohend über der Ortschaft. Endlich nach sieben langen Jahren hitziger Debatten wurde die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage in unserem Gebiet ersatzlos gestrichen. Übrig blieb die Errichtung eines sogenannten „Wertstoffhofs“, einer Abfallsammelstelle nördlich der Mühle gelegen. Sie wurde am 1. Juli 1992 in Betrieb genommen.
Südlich der Mühle stand eine Kalkbrennerei in der Kapellenstraße 12/14. Wann sie erbaut wurde, lässt sich leider nicht mehr feststellen.
Absichtlich war das Gebäude nordöstlich des Dorfes erstellt worden, da einmal starker Rauch weithin die Umgebung verpestete, zum anderen holte man aus der nahe gelegenen Wertach die Kalksteine, die besonders nach Hochwasser in großer Menge angeschwemmt wurden. Geheizt wurden die beiden Öfen, die an der Stelle des jetzigen WohnhausesKapellenstraße 12 standen, mit Holz. Noch heute findet man in der Nähe die glasierten Steine, die fälschlich in den Ofen geraten und keine Kalksteine waren. Um 1890 hörte man zu brennen auf, vor allem weil die Wertach in ein Flussbett gezwängt, durch verschiedene Wehre aufgestaut wurde und mit dem fehlenden Hochwasser der Rohstoff allmählich ausblieb. Ein weiterer und wohl älterer Kalkofen befand sich in dem Anwesen Rechbergstraße 2. Die Steine des ehemaligen Ofens dienten späterhin zum Bau des HausesOstheimerstraße 3, hier hatte auch ursprünglich der Ofen gestanden. Die Ahnen des jetzigen Besitzers Riederer wanderten um 1830 von Lamerdingen ein und kauften diesen Hof, der bereits sieben Jahre leergestanden hatte. Das Grundstück wird billig gewesen sein, da es besonders unter den Überschwemmungen zu leiden hatte. Über Jahrzehnte hinweg befand sich in der Mitte des Hofes ein sumpfiger Tümpel, der kaum austrocknete.
Die beiden anderen Einöden Ettringens liegen auf der westlichen Seite des Dorfes. Da ist zunächst das Anwesen Ziegelstadel 1 zu nennen. Ganz sicher wissen wir, dass an dieser Stelle 1505 Ziegel gebrannt wurden. Wenn man sich die Wiesen um das Gebäude herum ansieht, so ist leicht ersichtlich, welch große Fläche abgeziegelt worden ist. Der Höhenrücken, auf dem die Ziegelei liegt, ist die Langweide. Nach reichlich 350 Jahren, im Jahre 1878, stellte man die Ziegelei ein. Der Hauptgrund dafür war die mindere Güte des Lehms zum Brennen. Der alte Ziegelofen befindet sich heute noch unter dem jetzigen Stadel.
Die Geschichte des südlich des Ziegelstadels gelegenen Felderhofes ist in Dunkel gehüllt. Sicherlich hat er schon vor dem 30jährigen Kriege (1546) bestanden und ist dann aufgelassen worden. Der jetzige Hof wurde erst im 19. Jahrhundert gebaut. Oft werden urkundlich die beiden Weiher genannt, die sich südlich und westlich des Hofes befunden haben und jetzt ausgetrocknet und kultiviert sind. So hatte Hans von Rechberg bereits 1546 zwei Weiherlein zu Türkheim samt der Behausung und Garten von Christoph von Knöringen gekauft, da sie an der Ettringer Flurgrenze lagen.