Ettringen als Verkaufs- und Lehnsobjekt im 14. und 15. Jahrhundert (Die Ostheimer)


Der erste Ettringer, den wir mit Namen kennenlernen, ist »Conrad der Ostheimer«. Eine Urkunde erwähnt ihn wegen einer unrechtmäßigen Zollerhebung, über die die Augsburger Handelsherren erbost gewesen sein müssen; denn im Jahre 1386 verglich er sich mit den Bürgern der Stadt Augsburg wegen des Zolls. Sie wollten sein Recht und das seiner Erben auf Zollerhebung nachprüfen. Wir müssen annehmen, dass der Ostheimer ein streitbarer und cholerischer Mann gewesen ist, da in diesem Vergleich zur selben Zeit auch von einem Totschlag in Augsburg gesprochen wird.

Das Geschlecht der Ostheimer stammte aus dem Dorf Ostheim, im Gericht Heidenheim gelegen. Es war bereits in den Jahren 1210 / 30 im Ries als Begüterte bekannt. Die Stiftsbücher von St. Stephan in Augsburg erwähnen einen Conrad Ostheimer. In Mindelheim finden wir 1295 einen Augustinermönch mit Namen Uldaricus Osthaimer erwähnt, der in der Augustinerkirche begraben wurde. (Maximilianstraße 62). Außer in Ettringen waren die Osthaimer auch in Traunried begütert; denn 1371 verkauften die Brüder Stephan und Wilhelm die Ramunger an Erhard, den Osthaymer von Traunried einen Hof. Im 15. Jahrhundert hören wir noch einmal von den Ostheimern, dass der „Perkhof (Berg) in ihrem Besitz ist, „einem zu Ettringen sitzenden, begüterten Geschlecht.“

Am 22. März 1390 vergrößerte der Ostheimer seinen Besitz, zu dem der Ziegelstadel und der Hof zu Berg bei Türkheim gehört haben müssen. Die Herzöge Stephan und Johann in Bayern schuldeten ihm Sold in Höhe von 500 ungarischen und böhmischen Gulden. Deshalb versetzten sie als Gegenleistung die Vogtei zu Ettringen, den Kirchensatz und seine nutzbaren Gründe. Aus dieser Tatsache kann gefolgert werden, dass Conrad der Ostheimer eine eigene Truppe geführt, die er finanziell unterhalten und mit der er an kriegerischen Auseinandersetzungen teilgenommen haben muss.

Diese bewaffneten Aktionen waren im Jahre 1387 erfolgt. Fürsten und Adel in Schwaben, sowie die Franken am Rhein hatten sich gegen 39 Städte verbündet. Es kam zum Kriege, und Herzog Stephan von Bayern und Graf Ulrich von Württemberg verheerten weite Landstriche zwischen Augsburg und Kaufbeuren. Türkheim muss dabei mit der gesamten Herrschaft durch Brand und Zerstörung übel mitgenommen worden sein. Da der Ostheimer auf Seiten des Landadels unter Herzog Stephan kämpfte, er war ja drei Jahre später von ihm bezahlt worden , mag Ettringen unversehrt davongekommen sein. Erst 1389 schloss man Frieden, und ein Jahr später kassierte Ostheimer, der mit der Stadt Augsburg anscheinend öfters auf Kriegsfuß stand, vom Herzog seinen blutigen Sold. So schält sich aus dunkler Vergangenheit ein Mann heraus, der erste uns namentlich überlieferte Ettringer, ein Mann der wohl mehr unerschrockener Haudegen war und raffiniert genug, aus den Händeln der Großen seinen Profit zu schlagen.

Im Jahre 1392 wird dann das Haus Bayern unter den drei Söhnen Herzog Stephans aufgeteilt, wobei Herzog Johann Schwabegg erhält. Jedoch wie viele Erbschaften sind kritischer Ausgangspunkt von schwerwiegenden Unstimmigkeiten gewesen. So auch hier. Nicht lange freute sich der junge Herzog seiner errungenen Erbschaft; denn bald entbrannte missgünstiger Streit unter den Brüdern, und wieder wurde in einer bewaffneten Differenz die Festung von Schwabegg mit Feuer und Schwert zerstört. Vom Ostheimer hören wir in dieser Auseinandersetzung nichts, vielleicht war er schlau genug gewesen, die Unterlegenheit seines Herzogs Johann früh genug zu erkennen und sich der familiären Zwistigkeiten fernzuhalten.

Erst am 30. April 1428 erscheint in einem Lehensvertrag wieder ein Claus Ostheimer, der wahrscheinlich der Sohn Conrads gewesen ist. Er erhielt vier Lehen, worunter eins zu Türkheim war, »welches der Lang jetzt baut«. Damit dürfte auch die früheste Erwähnung des Namens Lang in Ettringen urkundlich manifestiert sein.

In diese, für unsere Gegend recht wechselvolle Zeit fällt die Einbürgerung der Familiennamen. Man nannte damals sich oder den anderen nach dem Ort seiner Herkunft, ganz grob ausgedrückt z. B. Ostheimer, Waaler, nach seinem Beruf wie Schmied, Müller, Weber, Fischer, Zimmermann usw., oder sonstiger persönlicher Gegebenheiten, wie Lang, Klein, März oder Mai.

Und wieder einmal war es soweit, dass ein Pfand nicht vorhandenes Geld ersetzen musste, denn 1434 verpfändete Herzog Albrecht III. von Bayern die Herrschaft Schwabegg mit den Dörfern Ettringen, Siebnach, Hiltenfingen und Wiedergeltingen an Wilhelm von Riethaim um 1500 Gulden. Der Riethaimer saß zu Angelberg über Tussenhausen. 1462 erst gab der gutsituierte Angelberger an die Herzöge Johann und Siegmund die Herrschaft Schwabegg mit den genannten Orten zurück. 15 Jahre später kam es zu einem Vergleich zwischen denen von Riethaim und dem Herzog Wolfgang in Bayern über die beiden Pfarreien zu Ettringen und Schwabegg. Ausgangspunkt des langwierigen Rechtsstreites war die stolzgeblähte Eigenmächtigkeit der Riethaimer, die den Pfarrern ihre zustehenden Pfründen beschnitten hatten. Die Herzöge in Bayern wurden von den Geschädigten angerufen und entschieden, dass die Geistlichen wieder in ihre herkömmlichen Pfründen eingesetzt und die Kirche für den erlittenen Schaden entschädigt werden sollte. Inzwischen hatte ein Heinrich Brecheisen aus Kaufbeuren die zwei Höfe zu Ostettringen in Besitz genommen. Er trat als Zeuge in einer Streitsache am 22. November 1484 beim geistlichen Ratsgericht in Augsburg auf. 40 Jahre lang soll er Besitzer von Ostettringen gewesen sein.

Zu kriegerischen Auseinandersetzungen in Ettringen und Türkheim kam es im Jahre 1469. Die Stadt Augsburg hielt zum damaligen Städtebund und nicht zu Herzog Ludwig von Bayern. Er sperrte deshalb kurzerhand den Lech und die Wertach für die Holzflößerei. Damit konnte er den Augsburgern beträchtlich schaden, denn sie hatten im oberen Wertachgebiet, bei Markt Oberdorf, Holz gekauft und wollten es jetzt die Wertach hinabflößen. Herzog Ludwig ließ gehässigerweise in Türkheim und Ettringen Schranken über den Fluss errichten, die die Flöße aufhalten sollten. Natürlich ließen sich die Augsburger eine solche eigenmächtige Maßnahme nicht gefallen. Sie schickten deshalb im März 1469 70 Mann zu Pferde und 200 zu Fuß zur gewaltsamen Beseitigung der hindernden Sperren. Die Ettringer und Türkheimer verteidigten jedoch gemeinsam erfolgreich die Hindernisse, so dass die Augsburger Reisigen unverrichteter Dinge abziehen mussten. Erst nachdem eine Verstärkung von 200 wohlgerüsteten Männern eintraf, gelang es ihnen, die hinderlichen Sperren zu überwinden und 40 Holzflöße mit dem Frühjahrshochwasser nach Augsburg durchzubringen.

Im Jahre 1490 wechselte der einträgliche Maierhof in Ettringen als Lehen »samt allen Zugehörden nebst dem Gericht, Zwing und Pann, den Ehehaften und Zoll« an einen Thomas Oheim, das könnte vielleicht ein Schreibfehler sein für den Namen Ostheimer. Der Thomas Oheim könnte dann der Enkel des Conrad gewesen sein. Mit Bewilligung Kaiser Friedrichs III. erfolgte diese Übergabe durch einen Hans Steffenberger.

Kurz darauf, ein Jahr später verkaufte gegen Wiedereinlösung Herzog Wolfgang in Bayern dem Conrad von Riethaim zu Irmazhofen auf dem Wald (Markt Wald) die Ortschaften Ettringen, Hiltenfingen, Schwabegg und Scherstetten mit dem Kirchensatz zu Ettringen, mit mehreren Sölden und der Mühle.

Der Maierhof gehörte ja dem Ostheimer und Ostettringen dem Brecheisen. Der Grundbesitz an Holz, Mähdern und Weiden der Kirche war ihre eigentliche mehr oder minder große Einnahmequelle. Sie war durch großherzige Schenkungen, ansehnliche Erbschaften, vorteilhafte Käufe oder durch emsige Urbarmachung, zuerst wohl durch Mönche, dazu gelangt. Sie beanspruchte zu jener Zeit auch das alleinige Recht, Testamente gerichtlich zu bestätigen. Natürlich war es damals gang und gäbe, in der herannahenden Todesstunde aus panischer Angst vor dem gefürchteten Fegefeuer sich mit hochherzigen Geschenken an die Kirche das Seelenheil und den ewigen Frieden zu erkaufen. Nagende Seelenpein wurde durch materielle Zuwendungen gedämpft. Der Handel mit Gott über die Vergehen im Diesseits mag z. T. auch den Kirchensatz Ettringens von Jahr zu Jahr vermehrt haben. So mag er ein interessantes Handelsobjekt geworden sein.

Reizvoll ist es heute eine damalige gestochen scharf geschriebene Verkaufsurkunde zu lesen. So z.B. ein Verkaufsvertrag zwischen Herzog Wolfgang und dem Conrad von Riethaim aus dem Jahre 1491.

… und geben auch hiermit wissentlich in Crafft des Briefs, als Kauffs Recht ist, unserm besonders lieben Cunraten von Riethaim zu Imazhoffen und allen seinen Erben und Nachkommen hernach geschriben vier Dörffer, Schwabeck, Hiltenfingen, Oettringen und Scherstetten, mit den Hoeffen, Stucken, Guettern, Soelden, Taffern, Garten, Meder, Vogteyen, Purcklehen und Vischwasser, so wir in den vier vorgemeldten Doerffern haben, mer das Holz, genannt Stuckenpuchel, auch zu Oettringen, das alles in unser Grafschafft Schwabeck gelegen ist, mit samt dem Wildpan klein und großen, so wir allenthalben in vermelter unser Herrschafft haben, und auch die Obrigkeit und Gericht Zwang vermelter vier Doerffer Hiltenfingen, Oettringen, Schwabeck und Scherstetten, also die jetzt vorbenannt vier Doerffer mit den vor bestimbten Hoeff, Stuck, Guetter, Soelden, Taffern, Garten, Meder, Vogteyen, Purcklehen, Purckholz, Vischwasser, Wildpan, Oberkeit und Gerichtzwang, wie vorbestimbt ist, mit Grund und mit Poden, und mit allen iren Freyheiten, Rechten, Gerechtigkeiten, Guelten, Eren und Wirden, so die Dorff zu Veld, ze Holz, ze Waid, ze Wismad, ze Wasser, und an aller statt zu den vorbenannten Doerffern darzu und darin gehoertt, an Besuchten und an Unbesuchten. Wie wir dann das alles bisher bey klain und groß ingehoept und genossen, des alles wir den vermelten Cunratten von Rietham unser Salbuech mit unserm Insigel besigelt, und hergegeben, uns derselb von Rietham auch sein Salbuech gleich lauttendt unter seinem Insigel auch besigelt über vermelte Guetter alle aneinander gegeben haben, nichtz von irkainen ausgenommen, noch hindangesetzt, daß alles frey ledig, aigen und vorhin gen niemandt verkuemmert, verschriben noch versetzt ist. Und um die vorgeschriben Stuck und Guetter alle hat uns der vorgenannt Cunratt von Rietham geben 4800 fl. Reinisch, aller in Gold guetter und gerechter Landtwerung, der wir mit ganzer Zal vom Im berait on Schaden ausgericht und bezalt seyn, und furter die in unser Nutz und Notturfft gewendet.

… sonder der vorgenannte Cunrat von Rietham, all sein Erben und Nachkommen, sollen und muegen nun hinfuero die vorgenannten vier Doerffer mit den bestimmten Stucken und Guettern alle und jede, wie vorgeschriben ist, mit Grund und mit Boden und mit allen iren Nutzen, Guelten, Gerichtsfaellen, Malefiz, Geueln, und andern Zughoerungen bey klein und groß mit sambt den Kirchen Sätzen, Schwabeck, Cleinen und Oettringen, die wir inen auch hiemit ein und übergeben haben, inhaben, verleihen, einemmen, brauchen, nuzen, niessen, verkumern, verkauffen, versezen, stifften und entstifften, und allzeit damit handlen, thun und lassen, als mit iro aigen Gutt, und als wir selbst thun kinden und moechten, alles on Irrung, Hindernuß und Widersprechen unser aller, unser Erben und Freund und meniclichs von unsern wegen….

Des alles zu wahren Urkunde, geben wir vorgenannter Herzog Wolfgang für uns, unser Erben und Nachkommen, dem vorgenannten Cunraten von Riethaim, seinen Erben und Nachkommen, den Brief mit unserm anhangenten Insigl, zu Gezeuchnuß und Verbindung mit unsern ainen, alles das war und stet zehalten, daß der Brief inhellt, und ausweist, der geben ist den naegsten Monntags vor sand Matheus Tage des heiligen Zwölfboten und Evangelisten der Jaren, als man zelet, nach Christi unsers lieben Herrn Geburde 1491, Jar.

Weiterhin werden noch einzelne Abgaben penibel genannt und detailiert wiedergegeben. So werden aufgeführt 26 Sack Hafer, die abzuliefern sind, ebenso 6 Schaff Roggen, 8 Schaff Hafer, 150 Eier, 6 Hennen, 30 Kreuzer Stiftgeld und 18 Kreuzer Vogteizins.

All diese Besitzveränderungen mussten ja urkundlich festgehalten werden. Sie sind es, die uns heute teilweise Auskunft über das tägliche Geschehen und den Zustand unserer Ortschaft vor langer Zeit geben.

Da kaufte z. B. am 29. Januar 1493 eine Appolonia Meitinger, geb. Conzellmann und Witwe des Meisters und Doktors Barthelmä Meitinger, Stadtarzt zu Augsburg und wohnhaft in Ettringen, 7 Hofstätten zu Irmazhofen auf dem Wald von Conrad von Riethaim zurück. Als Zeugen des getätigten Rückkaufs werden ein Christian Maier und ein Bastian Egker zu Öttringen in der Urkunde aufgeführt. Wie aber kam die Witwe eines Stadtarztes in unser Dorf ? Nun, Appolonia Meitinger war die Schwägerin des Thomas Oheim (Ostheimer ?).

Bei einer Inventur im Jahre 1461 standen mit ihrem Vermögen unter den Augsburger angesehenen Bürgern noch vor den Fuggern die alteingesessenen Patriziersippen „Meuting (Meitinger ?), Hämmerlin und Ohem (Oheim, Ostheimer ?)“. Die Schwester von Appolonia Meitinger hieß Scholastica Oheim und war eine geborene Conzellmann. Sie beschwerte sich nämlich im Jahre 1503 mit anderen Bürgern über den Ettringer Amtmann Peter Kaut, (evtl. auch Kant oder Kast), dass er abhängige Bauern nötige, ihm zu dienen (Kaut muss ein Amtmann gewesen sein, der sehr auf seinen Vorteil bedacht war, da auch der Rat der Stadt Augsburg im gleichen Jahre bei Herzog Albrecht in Bayern klagte, Peter Kaut wolle die Taverne und das Holzlehen an sich ziehen, welches einem gewissen Jörgen Mayschen und seiner Frau in Türkheim gehöre).

Der zweite in der Generation der Ostheimer war Narziß, jetzt Oschheimer geschrieben. Wir erfahren von ihm durch einen im Jahre 1495 vollzogenen Verkauf, den eine Helena, geborene von Knöringen (ihr Bruder oder Neffe baute 1532 das Türkheimer Schloss) und eheliche Hausfrau des Narziß Oschheimer von Öttringen mit der Stadt Augsburg tätigte, in dem sie ihre Güter und zwei Fischwasser, die zwei Türkheimer gepachtet hatten (wahrscheinlich die Weiher am Felderhof) veräußerte. Ferner gab sie zwei Hofstätten mit den Wiesen und Äckern, 16 Sölden und das Recht Biber zu jagen, ab. Anscheinend verkaufte damit Helena Oschheimer ihren gesamten Ettringer Besitz; denn der vorliegenden Urkunde nach übergab sie der Stadt Augsburg noch Wiesen, die ein Jörg Ammann »innehatte«, sechs Tagwerk Wiese, die der Kindler »innehatte«, eine Wiese auf der Furt gelegen sie lag wahrscheinlich zwischen zwei Armen der Wertach auf dem Wege von Ettringen nach Ostettringen zwei Wiesen, die Zwetin gepachtet hatte, vier Tagwerk des Hans Ferker und eine Wiese, genannt der Ortbrunn hier handelt es sich offensichtlich um das Gelände zwischen Kapellenstraße und Siebnacher Straße. Diese Urkunde ist von ihr gesiegelt, wie auch von dem obersten Schulmeister des Stifts zu Augsburg, dem ehrwürdigen und edlen Herrn Christoph von Knöringen (wahrscheinlich ihrem Bruder), und dem ehrsamen Jörge Otten, Stadtvogt zu Augsburg. Rechnet man den Besitz des Thomas Ostheimer dazu, so kann man sich vorstellen, wie viel Land der Vater Claus und vor allem der streitbare Großvater Conrad zusammengekauft und, gelinde gesagt, offenbar auch zusammengehamstert hatten.

Nachdem 1490 Thomas Ostheimer den Maierhof zu Ettringen von Friedrich III. als Lehen erhalten hatte, erneuerte sein Sohn Kaiser Maximilian I., der 1493 gekrönt worden war, im Jahre 1494 das Lehen zu Ettringen, eben den Maierhof mit Zugehörung, Ehehaften und Zoll, allerdings unter dem Hinweis, dass es sich hier um ein Reichslehen handele und die Lehenspflicht und der Eid beim Bürgermeister und Rat in Augsburg zu leisten seien. Ohne Angabe einer Jahreszahl wird berichtet, dass die Ostheimer wiederholt Lehensbesitzer in Ettringen waren und als solche der Stadt Augsburg erlaubten, über die dortige Muhr (Wehr) mit Flößen zu fahren.

Die Verbindungen des Dorfes Ettringen mit der reichen Stadt Augsburg müssen sehr gut gewesen sein; denn im Ettringer Kirchenbuch von 1622 wird die Familie „Arzet“ als gutsituierte Familie vermerkt, hatte doch Jacob Fugger am 9.1.1498 eine „Sybille Artzt“ (Arzet ?) geheiratet, die die Nichte eines ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Augsburg und eines Hauptmanns des Schwäbischen Bundes gewesen ist. Jacob der Reiche kaufte 1511 von seinem Schwager Wilhelm Arczetin ein Haus am Weinmarkt für 3573 Gulden, welches später zu einem Fuggerhaus umgebaut wurde. Am 30.12.1512 unterzeichnete „Jacob Fugger“ einen Gesellschaftsvertrag, der ausschließlich von Freunden seiner Frau unterzeichnet wurde. Dazu zählte unter anderen Mitgliedern die schwerreiche Augsburger Familie „Öhem“ (Ostheimer?). Zum illustren Kreis der „Arzets“ und „Öhems“ zählten Bürgermeister, Handelsleute, Ritter und Großgrundbesitzer. So wohnten wohl die vermögenden Nachkommen der Ostheimer jetzt in der Stadt, hatten jedoch noch sehr viel Grundbesitz auf dem Lande. Damit erklärt sich auch die Verbindung, die so ein kleines Dorf, wie Ettringen, mit einem Stadtarzt zu Augsburg hatte.

Ein Arzt war zu jener Zeit eine ausgesprochene Seltenheit. Auf dem Lande und teilweise auch in der Stadt behandelten neben den praktischen Ärzten vor allem alteingesessene Barbiere (Bader) die Kranken. Sie verabreichten in vielen Fällen Klistiere, versorgten alle Arten von Wunden, die man sich teils bei täglichen Raufereien oder bei der harten Arbeit zugezogen hatte, zogen faule Zähne und ließen vor allem zur Ader oder setzten Blutegel. Daneben fungierten gerissene Scharlatane, die mit wertlosen Wässerchen und minderwertigen Pülverchen auf Jahrmärkten oder Kirmesen großmäulig auftraten und ihren betrügerischen Geschäften, die Notlage des Kranken ausnutzend, nachgingen. Trotz des lauten Protestes der Chirurgen kurierten die Bader bis in gar nicht allzu lange Vergangenheit. Ich werde darauf später noch zurückkommen.

Bittere Armut und allgemeine Unsauberkeit gingen von jeher Hand in Hand. Damit allerdings war der beste Nährboden für schlimme Epidemien gegeben, von denen das Mittelalter oft und grausam heimgesucht wurde. So konnte die Fruchtbarkeit der Frauen oft nicht die klaffende Lücke füllen, die stinkender Schmutz, zehrende Krankheit und unsinnige Kriege rissen.

Am 20. Juli 1504 verpfändeten auf 8 Jahre die herzoglichen Brüder Albrecht IV. und Wolfgang in Bayern gegen Wiedereinlösung Ettringen mit anderen Dörfern an den Rat der Stadt Augsburg. Anhand dieser Begebenheiten ist gut ersichtlich, wie in jener Zeit der sogenannte Geldadel mit seinem wohlhabenden, aufstrebenden Bürgertum den absteigenden Landadel bereits in eine unausweichliche Abhängigkeit gebracht hatte. Anscheinend war Ettringen ein beliebtes Pfandobjekt, welches sicherlich nicht viel einbrachte, aber der Hektarzahl nach einen gewissen Wert darstellte.

Vier Jahre später schloss Kaiser Maximilian I., »der letzte Ritter«, mit Frankreich, Spanien und dem Papste sich in der »Liga von Cambrai« gegen Venedig zusammen. Der reiche Jakob Fugger in Augsburg finanzierte wohlüberlegt den Krieg Maximilians gegen die »Serenissima Venedig« mit der für einen Privatmann und Bürger ungeheuren Summe von 170 000 Dukaten. Nachdem Maximilian I. einen Reichstag in Augsburg ausgeschrieben hatte, kam er am 22. Februar 1518 von Innsbruck über Mindelheim durch Ettringen. Das war das einzige Mal, dass durch unser Dorf ein mächtiger Kaiser zog. Er hatte in seinem Gefolge 500 stolze Reiter in scharlachroten Uniformen. Kaiser Maximilian, der mehrere Sprachen perfekt beherrschte, aber auch den ritterlichen Zweikampf und das Armbrustschießen liebte, war ein begeisterter und passionierter Jäger. Mehrere Jahre zwischen 1509 und 1515 hatte er sich zu Jagden im benachbarten Pfaffenhausen aufgehalten. Der große Maler Dürer fertigte 1518 in Augsburg ein Porträt des Kaisers an. In der linken Hand hält er den Granatapfel, als Symbol der Einheit und Eintracht der Völker; leider blieb es nur ein Symbol, ein wünschenswertes Ideal.

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