Selbst das kleine, unbedeutende Berger Bächlein war bei heftigen Unwettern unberechenbar, wenn es neben der Türkheimer Straße aufschäumend herabkam. Früher standen die Häuser eben meist ohne Keller plan zum Straßenniveau, so dass selbst eine geringe Wassermenge über die niedrige Türschwelle sofort eindrang (…)
Erst in den Jahren um 1860 baute der Staat am Gasthof Adler und an der Tussenhauser Straße jeweils eine Brücke. Früher hatten die Anlieger nur Durchfahrten am Berger Bächlein. Es nahm allen Unrat und Abfall mit. Durch die Aufschüttung des Straßenkörpers um einen halben Meter waren die Anlieger gezwungen, Brücken für ihre Hofeinfahrten zu errichten. Kam nun ein starker Gewitterregen, so trat an der Ecke Türkheimer- und Tussenhauser Straße das Wasser über das Ufer und floss ungehindert über die Straße hinweg. lm Winter staute sich das Treibeis bei plötzlichem Frostaufbruch. Die Strömung drückte es in der Linkskrümmung zur Tussenhauser Straße über das Ufer in Richtung Mesnerhaus hinaus. Der Memminger Bote, der jeden Donnerstag mit seinem Pferdefuhrwerk vierspännig auf der Fahrt nach Augsburg durch Ettringen kam, blieb einmal in diesem Treibeis hoffnungslos stecken. Mehr als zwölf Pferde waren erforderlich, um den schweren Wagen wieder flott zu bekommen. Man kann sagen, dass bis zum Jahre 1959 bei Unwettern die Türkheimer Straße im Bereiche der ehemaligen Taverne oft total überschwemmt war. Erst die Betonierung und Abdeckung des Bachbettes im Jahre 1960 schufen endgültige Abhilfe. Im Jahr 2002 musste beides mit Baggern entfernt werden, da die Ränder einbrachen. Jetzt bekam der Bach ein Stahlbetonkorsett, blieb wie früher offen, nur die Zufahrten zu den einzelnen Häusern erhielten Brücken. 2003 setzte man die erforderlichen Sanierungsarbeiten in der Tussenhauser Straße fort, die Mitte 2005 beendet wurden (…)
Text: „Drei schwäbische Dörfer erzählen“ von Dr. Martin Kleint