Die Siebnacher Schule

Bereits 1631 hören wir nach einem Visitationsbericht, dass in Siebnach Schule gehalten wurde. Sie muss noch im Dorfe Siebnach gestanden haben, da bei einem Streit zwischen Siebnach und Traunried im Jahr 1726 der Abt von Steingaden entschied, die Schule sei im Dorfe zu halten. Natürlich werden die Traunrieder nach dem Bau der Kirche 1718/19 in Kirchsiebnach auch auf eine Schule dort gedrungen haben. Aber der Antrag wurde abschlägig beschieden, da man das Gehalt des Schulmeisters hätte aufbessern müssen, damit er für die Monate Januar und Februar, in denen die Bauernkinder die Schule zu besuchen pflegten, einen Nebenschulmeister oder Schulknaben halten konnte (Zur Orientierung: ein Lehrer bezog 1900 ein Gehalt von monatlich 40 Mark). Allerdings hören wir dann aus dem Jahre 1775, dass die Schule bei der Pfarrkirche wegen der Entfernung schlecht besucht sei. Die erste gemeinsame Siebnach-Traunrieder Schule stand unmittelbar neben der Kirche an der Stelle des einstigen Würzgartens. Späterhin wurde der Friedhof an diesem Platze erweitert und Gräber für die Traunrieder angelegt. Am 26. Dezember 1841 übergab schließlich die Gemeinde Traunried der Schulstiftung Siebnach eine Spende eines gewissen Senner in Höhe von 37 Gulden und 30 Kreutzern. Seit jener Zeit gab es ständig Streitigkeiten und Reibereien zwischen Siebnach und Traunried über die Verteilung der Bau- und Unterhaltskosten der Schule, die bis zum Gericht führten.

Altes Klassenfoto

Altes Klassenfoto

Vom Jahre 1822 an liegt ein Verzeichnis vor über die Hand- und Fronarbeiten beim Schulhaus, die Gemeinde Traunried betreffend. So lesen wir, dass zum Beispiel am 21. März 1822 Franz Wiedemann »Schulholz verschlagen« oder Johann Pfänder »den Schulgartenzaun gemacht« oder Johann Hafner das »Schulhaus ausgebutzt« hat.

Nach einer „Special-Schul-Statistik“ der Volksschule der Landgemeinde zu Sibnach im Polizey Distrikte des königl. Landgerichts Türkheim vom 20. Oktober 1833 wird über die damalige Schule folgendes ausgesagt. „Sibnach ist eine Landgemeinde mit rural Gemeinde mit der Verfassung nach dem Edikt von 1818. Der Sitz der Schule ist eine halbe Stunde vom Pfarrort entfernt in Mitte des Pfarrsprengels bei der Pfarr=Kirche. Der Pfarrsprengel bildet auch den Schulsprengel. 119 Familien wohnten dort, davon entfielen aus Sibnach 90, mit 421 kath. Bewohnern und 3 protestantischen; auf Aletshofen entfielen 6 Familien mit 23 kath. Bewohnern; auf Forsthofen entfielen 4 Familien mit 24 kath. Bewohnern; auf Mittelhöfen entfielen 2 Familien mit 5 kath. Bewohnern; auf Oberhöfen kam 1 Familie mit 10 kath. Bewohnern; auf Unterhöfen entfiel 1 Familie mit 12 kath. Bewohnern und auf Traunried entfielen 15 Familien mit 54 kath. Bewohnern“ (insgesamt 119 Familien). Weiter heißt es hier: „Die Pfarrkirche und die Schule sind ißolint (soll sicher heißen isoliert) vom Pfarrorte und allen anderen dazugehörigen Orten, und, da nur communications Wege von ein zum andern bestehen, öfters Hindernisse im Schulbesuch bei Unwetter oder harten Jahreszeit veranlasst.“ Im ganzen Sprengel gab es 66 Werktagsschüler und 57 Sonntagsschüler. Es gab hier drei Klassen, die erste war für Schüler von 6 bis 8 Jahren, die zweite Klasse von 8 bis 10 Jahren und die dritte Klasse von 10 bis 12 Jahren. Diese Einteilung galt für die „Werktags- und Feyrtagsschule.“ Die Sonntagsschüler waren in zwei Klassen eingeteilt. Die erste Klasse besuchten die 12 bis 15jährigen, die zweite Klasse war für die 15 bis 18jährigen. Die Geschlechter waren durch die „Abtheilung der Bänke“ säuberlich getrennt. Weiter heißt es in dieser Statistik: „Die Grundsätze und Unterscheidungsmomente für die Klaßen Abtheilungen berechnet auf die wissenschaftlich und morali Besichtigung der Schüler, wonach sie mit Rücksicht auf das Alter und die höheren Klaßenstufen eingeführt werden, der Schulplan von 1808 wird neben den anderen Vorschriften genau eingehalten. Während der Vornahme einer Klaße werden die übrigen durch Aufgaben beschäftigt.“

Kinder von Kirchsiebnach

Kinder von Kirchsiebnach

Über die allgemeine Beschreibung der Schullokalitäten wird folgendes ausgesagt: „Das Unterrichts – Lokal enthält 2 Reihen von Schulbänken für Knaben und Mädchen, 24 Schuh lang, 24 Schuh breit, 10 Schuh hoch; befindet sich außer einigen kleinen oben nothwendigen Reparaturen in guten baulichen Zustande. Der Lehrer wohnt in dem der Kirchenstiftung der in camerierten Kloster Pfarrey Sibnach eigenthümlich angehörigen Messnerhause, und erfordert mehrere Reparaturen. Ueber Reparatur Kosten der Lehrer Wohnung und von der königl. Bauinspektion schon mehrere Voranschläge aufgenohmen worden, aber kaum die dringendsten Baugebrechen gehoben worden. Da wegen der noch nicht erfolgten Vollständigen Catuodition des Kirchen Vermögens von Seite des K. aerars die Reparaturen aus Kirchenmitteln nicht bestritten werden können, so dürfte das K. aerar die Kosten derselben zu übernehmen haben. Das Lehrzimmer wird und muß stets auf Kosten der beyden Gemeinden unterhalten werden. Die Unterhaltspflicht des Meßnerhauses, worin der Lehrer wohnt, hat das königl. Aerar und die Kirchenstiftung. Der Schulgarten 1/8 Tagwerk hat eine sehr gute Lage, wird ganz zur Obstbaumzucht verwendet, ist ordentlich umzäunt und befindet sich in gutem Zustande. Die Dienstgebäude des Lehrers haben ebenfalls eine gute Lage. 45 Tagw. Theils Acker – theils Wiesen Grund und geben mittelmäßigen Ertrag.“

Das Fundationsvermögen der Schule in Kirch Siebnach bestand im Jahre 1833 aus den Gebäuden, den Gründen, die dem Lehrer überlassen waren, an Kapitalien in einem Gesamtbetrag von 520 Gulden und 45 Kreuzern. Schulden und Lasten bestanden keine. Der jährliche Existenzbedarf der Schule betrug nach dem Etat von 1831 für die Gebäude 15 Gulden. Ferner wurden benötigt 6 Klafter Fichten im Betrage von 22 Gulden, 30 Kreuzern. Die Schulmiete kostete 5 Gulden, Schulfeyerlichkeiten wurden mit 6 Gulden angesetzt und die Kosten für Schulbücher mit 10 Gulden. Aus dem Schulfund kamen 15 Gulden und von der Gemeinde 54.

Der Lehrer erhielt ein jährliches Schulgeld von 131 Gulden und 21 3/5 Kreuzer, die freye Wohnung und das Dienstgebäude wurden zu seinen Gunsten mit 38 Gulden angerechnet. Ferner nahm er 118 Gulden und 37 Kreuzer ein durch seinen Dienst als Kirchendiener, Cantor und Schreiber. Mit einer Zulage aus dem Kreisschulfonde betrug die Gesamtsumme aller Bezüge im Jahre 336 Gulden und 9 Kreuzer. Unterzeichnet haben diese sehr aussagekräftige Statistik Pfarrer Georg Luidl und der Vorsteher Landherr. Daneben ist ein Prägesiegel angebracht mit der Bezeichnung „Verwaltung der Rural Gemeinde Simnach.“

Im Jahre 1853 begann man mit dem Bau eines neuen, größeren Schulhauses, nachdem es vorher wieder einmal zu größeren Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ortschaften gekommen war. Obwohl sich beide darin einig waren, möglichst billig zu bauen, wollten jedoch die Siebnacher billiger bauen als die Traunrieder. Der zweite Punkt in der üblichen Meinungsverschiedenheit waren die jeweiligen Anteile an dem Bau und Unterhaltskosten, die schließlich zu einem Drittel von den Traunriedern und zu zwei Dritteln von den Siebnachern getragen wurden. Auch nach dem Bau schien den Bewohnern der Weiler das eine Drittel zu hoch und sie versuchten des öfteren in zähen Verhandlungen ihren Anteil möglichst zu verringern, was ihnen trotz aller stupider Beharrlichkeit nicht gelang.

Altes Lehrerhaus mit Schule

Am 28. Mai 1853 begannen dann endlich die Arbeiten am neuen Schul- und Mesnerhaus in Kirchsiebnach mit der Bemerkung im Verzeichnis: »Hagg, Gastel, Zink, den Fahrweg gemacht.« Im Mai 1854 muss das Gebäude fertig gewesen sein; denn jetzt erscheint unter dem 13. Mai 1854 die Bemerkung »Xaver Kugelmann Schulhausbutz«. Die Schule war so eingerichtet, dass der Schulsaal sich im ersten Stock befand, während im Erdgeschoss der Schulmeister und der Mesner wohnten. Beide Ämter wurden früher vom gleichen Mann wahrgenommen. Da in jener Zeit der Schulunterricht schlecht bezahlt war, musste der Lehrer eine kleine Landwirtschaft nebenbei betreiben. Deshalb war am Schulhaus ein kleiner Stall angebaut, in dem ein paar Kühe und Schweine gehalten werden konnten. Man hatte sich dahingehend geeinigt, dass die Baukosten Siebnach zu zwei Drittel und Traunried zu einem Drittel samt dem Unterhalt tragen mussten. Die Schule wurde genau 130 Jahre später nach längeren Besprechungen zwecks privater Nutzung am 17.11.1984 mit einem Kostenaufwand von 5700 DM abgebrochen.

Die jetzige Schule wurde in den Jahren 1883/84 westlich der Kirche gebaut. Sie hatte drei Schulsäle. Maurermeister Kuen aus Münster errichtete sie um 11157,82 Mark. Natürlich konnte die Gemeinde den Betrag nicht sofort aufbringen und nahm deshalb ein Darlehen von 6000 Mark auf.

Neues Schulgebäude

Neues Schulgebäude

Lehrer und Schulleiter war nach 1947 Josef Hamperl bis zum 31.8.1967. Er schrieb über diese Zeit, allerdings noch in der alten Schule wohnend, dass er und seine Angehörigen anfangs auf Strohsäcken schliefen, weil es im Zimmer keine Bettgestelle gab. In der Küche stand lediglich ein Tisch, aber keine Stühle. Weiter berichtete er, dass die Schüler teilweise auch mit den Erwachsenen zusammen einmal jedes Jahr mit Spielen und Liedern feierten. Ebenso hielt man es am Nikolaustag, an dem der Nikolaus ab und zu auch mal von Ettringen kam. An Ostern wurden für die Kleinen im 1. und 2. Schuljahr um die Schule herum Ostereier versteckt, was beim emsigen Suchen allen sehr viel Freude bereitete. Im Winter gab es eine Schlittenbahn beim Anwesen Seitz und eine Skiabfahrt vom Pfandzelter bis zum Vorleiter hinunter. Desgleichen wurden jährlich ab 1949 eintägige Ausflüge gemacht, sogar bis nach Berchtesgaden.
Die anfallenden Schreibarbeiten musste der Lehrer Hamperl abends bei Kerzenlicht erledigen, weil die Schule noch nicht an die elektrische Stromversorgung angeschlossen war, erst 1957 wurde elektrisches Licht in Kirche, Schule und Lehrerhaus gelegt. In dieser Schule wurden die Kinder trotz der Gründung der Verbandsschule Ettringen im Jahre 1969 noch bis zum 30. Juli 1980 unterrichtet, wobei auch immer eine oder zwei Klassen aus Ettringen mit dem Bus zur „Siebnacher Hochschule“ gefahren wurden. Noch heute schwärmen sie von den herrlichen Monaten, besonders den schneeigen Wintermonaten mit Schlittenfahrten, die sie in Kirchsiebnach verbracht haben.

Den Siebnachern behagte die Schule in Kirchsiebnach überhaupt nicht. Immer wieder versuchten sie im Dorfe selbst ein Gebäude zu bauen. So traten sie am 11. September 1935 ihren Zweidrittelanteil aus der Gemeinschaftsschule in Höhe von 2500 Reichsmark an die Gemeinde Traunried ab, ebenso erfolgte die Abtretung des Besitztitels vom Mesnerhaus zu zwei Sechstel in Höhe von 2000 Reichsmark, ebenfalls an die Traunrieder. 1950 starteten sie den letzten Versuch. Das Haus sollte 64.000 Mark kosten, doch der Antrag wurde wiederum abgelehnt.

1969 schließlich wurde die Verbandsschule Ettringen ins Leben gerufen, und die Siebnacher und Traunrieder Schüler mussten meist friedlich vereint mit einem Omnibus (Schulbus) in die neue Schule in die Nachbargemeinde fahren. Da aber dort das Gebäude für die ca. 500 Schüler zu klein war, wurden zwei Klassen nach Kirchsiebnach zum Unterricht per Bus befördert, wie schon erwähnt sehr zur Freude der Schüler, die die Freiheit dort oben wie auch die herrliche landschaftliche Lage genossen.

Folgende Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten in Kirch Siebnach:

Dünser, Hamperl, Hoppe, Seitz, Spies, Nürsinger, Streit, Blochum, Strasser, Wirth, Siegert, Zitzelsberger, Frey, Bauer, Hofmann, Schwirtlich, Eberle, Schrödel, Frei, Maxner und Königer.

Kindergarten in der Mühlenstraße

Kindergarten in der Mühlenstraße

Bereits im Jahr 1937 richtete man im Pfründehaus (Markt-Walder-Straße 8) des damaligen Bürgermeisters Sirch einen provisorischen Kindergarten ein. Die Kindergärtnerinnen wurden von der damaligen NSV (Nationalsozialistische-Volkswohlfahrt) eingesetzt. Da der bisherige Betreuungsraum zu klein wurde zog man 1940 in das leerstehende Gebäude in der Hiltenfingerstraße 3 um. Hier wurden schließlich auch Kleinkinder aufgenommen, die noch nicht sauber waren, da deren Väter im Feld standen und die Mütter oft allein die gesamte Landwirtschaft umtreiben mussten. Die alliierten Fliegerangriffe blieben nach 1943 nicht mehr auf die Städte beschränkt, da die Gegner allmählich die Lufthoheit über Deutschland errangen. Jetzt führten sie auch Tiefangriffe auf Dörfer und Menschen in freier Natur durch. Das hatte zur Folge, dass die Kinder und deren Eltern die Straße mieden und somit der Kindergartenbesuch stark rückläufig war. Anfang April 1945 schloss wegen des zu erwartenden Kriegsendes der Kindergarten schließlich ganz.

Etwa 9 Jahre später beschloss der Siebnacher Gemeinderat auf dem bisherigen Baumlager der Säge in der Mühlenstraße 8 einen neuen Kindergarten zu errichten, der im August 1955 feierlich eröffnet wurde. Er wurde im Winter 1978/79 mit einem Kostenaufwand von 180.000 DM umgebaut. Durch Zuzug und Geburtensteigerungen wurde ein Aus- und Umbau für eine zweite Kindergartengruppe mit 16 Kindern notwendig. Unter kräftiger Mithilfe der Eltern konnte im Dachgeschoss der Raum geschaffen werden, der dann 1992 bezogen wurde. Die Gemeinde finanzierte die erforderliche Maßnahme mit 35.000 DM. Ab Herbst 2003 konnten durch eine besondere Erzieherin auch behinderte Kinder in die kleine Gemeinschaft aufgenommen werden. (S. die kleine interessante Schrift von dem Siebnacher Stefan Schmid „1954 – 2004 50 Jahre Kindergarten Siebnach).

Auch in Siebnach und Traunried war die Jugend sehr aktiv; denn sie führte Ende des Jahres 2003 das Kindermusical „Die große Flut“ auf. 60 Kinder und Jugendliche hatten es im Verlaufe eines ganzen Jahres mit viel Elan und Freude am Spiel mit großem Erfolg eingeübt.

Hans Gut - verstorben 2014

Hans Gut – verstorben 2014

 

Biografie – Eine moderne Brieffreundschaft

Hans Gut ist als junger Mann nach Kanada ausgewandert. Beim Versuch, seinen Lebensweg zu rekonstruieren, hat er per Email neue Kontakte in die alte Heimat geknüpft

Siebnach Als sich Hans Gut im kanadischen Edmonton das erste Mal an seinen Computer setzt, ist er sich nicht einmal sicher, ob auf sein Schreiben überhaupt jemand reagieren wird. Er braucht noch ein paar Daten und schickt deshalb eine E-Mail an seine alte Heimatgemeinde Ettringen. „Mit der Hoffnung meine Anfrage an die richtige Person gesendet zu haben erwarte ich höflich eine Antwort“, schließt Gut sein Schreiben. Es dauert nicht einmal eine Stunde, dann hat er Post in seinem Maileingang.

Die Antwort kommt von Michael Wolf, dem ehemaligen Webmaster der Ettringer Gemeindehomepage.

Wolf weiß nicht so recht, wer ihm da schreibt. Er versteht nur, dass sich da ein ehemaliger Ettringer an ihn wendet, offenbar ein Auswanderer aus Kanada, der für seine Enkel seine Lebensgeschichte aufschreiben möchte. Wolf stellt deshalb die angeforderte Liste zusammen, Namen von Ettringer Persönlichkeiten aus den 1920er Jahren. So entsteht ein kleiner Schriftverkehr.

Die beiden älteren Herren verstehen sich bestens(…) weiterlesen

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